Aussichtspunkt über Winhöring
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Aussichtspunkt über Winhöring
Mit dem Bau der Eisenbahn 1870/71 beginnt für Winhöring eine neue Epoche
Im Laufe der Jahrhunderte hatte sich vieles geändert, nur bei der Überwindung von Entfernungen hatte sich nicht viel getan. Zu Fuß, zu Pferde oder mit der Postkutsche – das war alles sehr zeitaufwendig und führte dazu, dass der Horizont der Menschen auf dem Lande nicht weit über den Tellerrand hinausreichte.
Die Nachricht von den dampfbetriebenen Eisenbahnen, die mit gefährlichem Tempo Städte miteinander verbanden, war zunächst mit viel Misstrauen, schließlich aber doch mit Bewunderung aufgenommen worden.
Der lang gehegte Wunschtraum nach einer schnellen Verbindung unseres Raumes mit München sollte sich erfüllen. Am 24. September 1863 beschloss der Bayerische Landtag:
„Es soll eine Eisenbahn von München in gerader Linie nach Osten, also auf dem kürzesten Wege über Ötting an die österreichische Grenze gebaut werden, und zwar nach Simbach- Braunau.“ Von dort sollte sie künftig weiterführen bis Wien.
Am 05. Oktober 1863 wurde ein Beschluss verabschiedet, in dem Mühldorf als Bahnstation vorgesehen war. Der Inn, damals ein noch nicht regulierter Fluss, der besonders bei Hochwasser viel Raum beanspruchte, stellte eine Herausforderung dar. Die Mündung der Isen in den Inn wurde weiter nach Westen zur Ortschaft Kronberg verlegt. So war das Gelände bei Eisenfelden, die „Isenfelder“, nicht mehr hochwassergefährdet.
Es sollte die wirtschaftlichste und verkehrspolitisch günstigste Streckenführung ausgewählt werden.
Natürlich war für eine alte Handelsstadt wie Neuötting die Anbindung lebenswichtig. Vorschläge, Bitten und Petitionen von Bürgerkomitees galt es zu prüfen, die nicht berücksichtigten Orte und Gemeinden erhoben Einspruch, und so verzögerte sich die Entscheidung, wie die Bahnlinie von München an die Grenze führen sollte.
Für Neuötting kam nur die Trasse am linken Innufer in Frage. Nur so konnte man sie ohne Brücke von Mühldorf aus weiterführen. Die zweite Variante über Altötting nach Simbach- Braunau hätte zwei zusätzliche Innbrücken notwendig gemacht und wurde daher aus Kostengründen verworfen.
Außerdem konnten sich Altötting und Neuötting nicht über die Lage eines Bahnhofs einigen.
Von wem wohl die Geschichte stammt, dass die Eisenbahnstrecke auf Wunsch der Neuöttinger Geschäftsleute auf das Nordufer der Isen verlegt werden musste, um die Neuöttinger davon abzuhalten, künftig nach München (oder Mühldorf) zum Einkaufen zu fahren?
Eine schnelle Entscheidung war also auch damals, vor 150 Jahren, schon nicht möglich, wollte man allen Wünschen gerecht werden.
So dauerte es bis zum Jahr 1868, bis endlich mit dem Bau begonnen werden konnte. Aber dann wurde die Fertigstellung durch politische Ereignisse verzögert. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 hatte viele Bauarbeiter zum Kriegsdienst weggeholt. Im weiteren Verlauf des Krieges wurden französische Kriegsgefangene für die Bauarbeiten eingesetzt.
Am 01. Mai 1871 konnte die Teilstrecke München-Neuötting feierlich dem Verkehr übergeben werden, der Abschnitt Neuötting-Simbach wurde einen Monat später eingeweiht.
Die Streckenführung am linken Innufer hatte zur Folge, dass Winhöring an der Bahnstrecke lag. Zudem musste der Neuöttinger Bahnhof, weil er dort in der kürzesten Entfernung von Neuötting lag, auf der linken Innseite im Winhöringer Gemeindeteil Eisenfelden gebaut werden. Diesem Gemeindeteil gab man von diesem Zeitpunkt an den Namen Winhöring, „Ortsteil Bahnhof Neuötting“.
Die weite Entfernung des Bahnhofs von der Stadt erwies sich mit der Zeit doch als recht nachteilig. So kam es 1906 zum Bau einer Dampfstraßenbahn, dem „Bockerl“, vom Bahnhof Neuötting in die Stadt und weiter nach Altötting, insgesamt 5,1 km. Ihre letzte Fahrt fand am 31. März 1930 statt, die Gleise blieben noch bis in die Sechzigerjahre erhalten.
Interessant sind noch ein paar Details.
Zu Beginn waren täglich zwei Zugpaare eingesetzt, die für die 97 km von München nach Neuötting vier Stunden benötigten. Die erzielte Reisegeschwindigkeit von etwa 25 km/h war ein großer verkehrstechnischer Fortschritt. Man konnte am Morgen nach München fahren und am Abend des gleichen Tages wieder zurück.
In den ersten Jahren erhöhte sich die Zahl der Züge auf vier in jeder Richtung. Die Fahrzeit für einen „Postzug“ (so hießen damals die normalen Reisezüge wohl in Anlehnung an die Postkutschen), der in München-Ost, damals noch „Haidhauser Bahnhof“, abfuhr, erreichte jetzt Simbach schon nach gut dreieinhalb Stunden.
1878 schließlich wurde die durchgehende Verbindung über Linz nach Wien hergestellt. Die Strecke erlangte eine gewisse internationale Bedeutung, als der berühmte Orient-Ex- preß Paris-Wien-Istanbul zwischen 1883 und 1897 die München-Simbacher Route fuhr. Bei uns hielt er allerdings nicht.
Erst ab 1898 befuhr er die Strecke von München über Salzburg nach Wien.
1878, schon kurz nach der Eröffnung der durchgehenden Bahnstrecke reiste ein illustrer Gast in einem Sonderzug von München nach Wien: die Kaiserin Elisabeth („Sisi“) von Österreich, angekündigt durch einen Sonderfahrplan: „Reise Ihrer Majestät der Kaiserin von Österreich“. Für die Eisenbahner an der Strecke war das sicher ein besonders aufregender Arbeitstag. Und an Schaulustigen, die dem vorbeifahrenden Zug zuwinkten, dürfte es auch ganz sicher nicht gemangelt haben.
In Enhofen entsteht das Isenkraftwerk
Geht man beim Gasthof „Isensee“, also beim „Schatz“, den Berg nach Enhofen hinunter, erblickt man nach dem Bahnübergang und einer kleinen Gruppe von Bauernhäusern im Tal unten am Aubach ein Gebäude, dessen Funktion sich einem nicht auf Anhieb erschließt: „ein mächtiger Hausstock mit behäbig gekröpftem roten Schindelwalmdach und hohen Fenstern, umfriedet von einer übermannshohen Buchenhecke und gleichsam beschirmt von einer riesigen Lärche, im Süden begrenzt durch den Aubach.“
Dass es sich dabei um ein Elektrizitätswerk handelt, erkennt man nicht gleich, so gut ist es in die Landschaft eingepasst.
Um 1900 hatte die Elektrizität schon Eingang ins tägliche Leben gefunden. Entlang der Isen betrieben fortschrittliche „Mahlmühlen und Schneidsägen“-Besitzer wie Josef Seemann in Aufham oder Georg Viellehner in Winhöring, private Generatoren zur Stromerzeugung, in Altötting und Mühldorf erstrahlten die Lampen elektrisch, Zeitungen wurden mit elektrischer Kraft (Elektromotoren) gedruckt.
Im Jahr 1898 waren in Mühldorf die Stadtwerke gegründet worden. Im darauf folgenden Jahrzehnt stieg der Stromverbrauch immer schneller an, man konnte schließlich die Nachfrage nicht mehr decken. Inzwischen hatten in Töging die Arbeiten zum Bau des Innwerks begonnen, möglich gemacht durch den aus dem Inn bei Jettenbach abgeleiteten Kanal.
Also entschloss sich Mühldorf 1921 zum Bau. Aber wo und wie konnte man die Isen aufstauen, wo doch gerade bei der Isen der Unterschied im Wasserstand bei dem Niederschlags- und Einzugsgebiet von 580 km2 zur Zeit der Trockenheit auf 2,5 m3/sec. sank und bei Hochwasser bis zu 200 m3/sec. anstieg? Am besten im Gebiet der Gemeinde Winhöring.
Man kaufte dem Müller und Sägewerksbesitzer Josef Seemann von Aufham die Wasserrechte auf „ewige Zeiten“ ab. Die Isen wurde durch einen „Wuhr“, eine betonierte Wehrmauer, abgesperrt und das Wasser aufgestaut. Ein 2,5 km langer Oberwasserkanal leitete es in einem großen Bogen zuerst nach Osten, dann nach Süden zu einem neu geschaffenen Speicherweiher, dem „Stauweiher“, der mit einem Druckstollen die Verbindung zwischen Verteilungswerk und damit zum Kraftwerk herstellt. Dazu war eine Unterdükerung der Isen (Durchleitung des Kanals unter der Isen) bei Lindloh erforderlich, dort wo man bei niedriger Wasserführung über die Furt trockenen Fußes über die Isen gelangen kann.
Die Ingenieure hatten sich gegen ein Kraftwerk unmittelbar beim Stauwehr an der Isen in Aufham entschieden, weil man sich durch das Gefälle ins Inntal bei Enhofen (22 m) eine viel größere Ausbeute versprach. Wegen der Geländeverhältnisse und zäher Grundstücksverhandlungen erbaute man den Stauweiher auf dem linken Isenufer. Den Grund dafür hatte man dem Kirschner-Bauern abgekauft, „Schrengenlandl“ hieß die Flur.
In Enhofen wurde das Krafthaus erbaut, ausgerüstet mit zwei Turbinen. Eine dritte konnte man bei Bedarf ohne Schwierigkeiten einbauen, so dass dann eine Leistung von 1680 PS erzielt werden konnte.
Für den Abfluss des verbrauchten Wassers, den Unterwasserkanal, bot sich der Aubach an, ein Altwasserarm des Inns. Er mündet nach 2,5 km in die Isen und mit ihr in den Inn.
Das E-Werk musste noch während des Baus wieder gesprengt werden, weil der Beton so schlecht war. Nachts hatten die Leute mit Schubkarren oder dem Fahrradl den Zement weggefahren. Die Sprengung war so heftig, dass sie noch in Enhofen die Scheiben splittern ließ. Ein anderer hatte unten an der Baustelle eine lange Eisenstange gestohlen. Beim Abtransport stieß er an die Freileitung. Er war sofort tot.
„Hunderte von Arbeitern mit Schaufeln, Pickeln und hölzernen Radltragen (Schubkarren), dazu ein einziger dampfbetriebener Bagger gruben und schaufelten das Erdreich aus, allein beim Stauweiher die Riesenmenge von etwa 300.000 m3. Den Aushub transportierten eiserne Rollwagerl ab, gezogen von zwei Bockerln (kleinen Dampflokomotiven.“
Schwierigkeiten mit den Arbeitskräften und ständige Teuerungen hatten den Termin der Bauvollendung, den 1. April 1922, unmöglich gemacht. Durch die Inflation verteuerte sich der Bau sprunghaft fast von Tag zu Tag und warf alle Finanzpläne über den Haufen.
„In der Zwischenzeit graste der Stadtkämmerer (von Mühldorf) ganz Bayern nach Geld ab – der Bau des Kraftwerks verschlang Millionen um Millionen, bis in den Frankenwald hinauf, bis nach Kronach und ins weingesegnete Würzburg unternahm er eine – erfolgreiche – Expedition.“ Die Stadt war gezwungen, „zur Sicherung der aufgenommenen Darlehen ihr ganzes Hab und Gut zu verpfänden. Jetzt erhoben sich immer lauter die Stimmen derjenigen, die es schon von vorneherein gewusst hatten und die es schon immer gesagt hatten. Sie stellten endgültig fest: „An dem Werk geht Mühldorf z’grund!“
5.200.000 Mark waren anfänglich geplant, gekostet hat es am Ende (Inflation!) gut 600 Millionen!
Am 30. Dezember 1922 meldete der Mühldorfer Anzeiger: „Das städtische Elektrizitätswerk kann heute die erlösende Nachricht bringen, dass die neue Starkstromleitung des Isenkraftwerks mit dem heutigen Tag unter Spannung gesetzt wurde.“
Als im November 1923 die Einführung der Rentenmark die wahnsinnige Inflation beendet hatte, konnte man nach Verhandlungen mit den Grundbesitzern den Unterwasserkanal fertig ausbauen. 1936 wurde schließlich die dritte Turbine eingebaut.
Aber die Isen war – wie man eigentlich hätte wissen können – im wahrsten Sinne des Wortes „unberechenbar“. Die ursprünglich sorgfältig berechnete mittlere Wassermenge von 3,4 m3/sec. war nur ein mathematischer Wert. Bei der Schneeschmelze im Frühjahr oder bei stärkeren Niederschlägen war das Isental bis weit hinauf (und hinunter) überschwemmt.
Durch die gleichzeitig einsetzende Isenregulierung floss das Wasser viel schneller ab. Man wollte den Stauweiher vergrößern – aber da kam der Krieg. Firmen, Geld und Arbeitskräfte wurden für „wichtigere Zwecke“ benötigt.
Zudem waren schon weitere Pläne angedacht. In den Inn sollte bei Neuötting (auf Winhöringer Grund!) ein Flusskraftwerk gebaut werden.
Aber als der Krieg vorbei war, tauchten ganz andere Sorgen auf.
Das Isenwasser hatte die betonierten Böschungsplatten des Kanals unterspült, so dass diese abrutschten und das Kanalbett verengten. Im Stauweiher hatten sich viele Sinkstoffe auf dem Grund abgelagert, der Düker war völlig unterspült und konnte einem nächsten Hochwasser nicht mehr Stand halten. In der Nachkriegszeit waren das schier unlösbare Herausforderungen. Seit 1948 baggerte man den Stauweiher aus, im Mai 1949 nahm man den Kanal in Angriff.
Die Probleme nahmen kein Ende.
1952 explodierte ein großes Schwungrad und richtete enorme Gebäudeschäden an. Bei dem Katastrophenhochwasser 1954 brach das Stauwehr.
Es arbeitet noch heute!
Aber man schaffte mit Geduld und Ausdauer alles. Vielen Menschen hat das E-Werk seit dem Bau Arbeit verschafft. In den Folgejahren musste selbstverständlich der Stauweiher wieder ausgebaggert werden, aber das Isenkraftwerk liefert noch immer Strom.
Nach beinahe einem Jahrhundert genügt der im Isenkraftwerk erzeugte Strom natürlich nicht mehr für Winhöring und Mühldorf. Betrug die Eigenerzeugung 1930 noch 99,6% des benötigten Stroms, so waren es 50 Jahre später, 1972, noch rund 13%.
Noch 2004 versorgte das Isenkraftwerk die Gemeinde Winhöring und Teile der Stadt Mühldorf. Mit einer Leistung von knapp 4000 Megawattstunden produzierte es etwa 4% des Stroms, der von über 23.000 Einwohnern verbraucht wurde.
Den Löwenanteil kaufen die Stadtwerke Mühldorf inzwischen vom Stromversorger EON an.
„Unsere liebe Frau von Feldkirchen“
Die „Feldkirche“ – von Wallfahrt und geselligem Treiben zur Friedhofsruhe
Die Feldkirche – unter diesem Namen ist sie jedem Winhöringer bekannt. In vergangenen Jahrhunderten war sie ein beliebtes Wallfahrtsziel, mit allem, was so dazugehörte, seit 1892 ist sie die Friedhofskirche der Winhöringer Pfarrei.
Ihr Zwiebelturm grüßt schon von weitem, wenn man von Neuötting kommend auf Winhöring zufährt, wie ein erhobener Zeigefinger. Je nach Sonnenstand glänzt an seiner Spitze das vergoldete Kreuz wie ein Wegweiser auf das anzustrebende Ziel unseres Lebens.
Ursprünglich stand das Gotteshaus zu Feldkirchen einsam inmitten von Feldern und Wiesen, außerhalb des Dorfes Winhöring.
„Der Himmel weht wie blaue Seidenfahnen um stille Kirchen, die so einsam sind,
dass ihre Türme schon das Sterben ahnen im leise wandernden Septemberwind.“
Martin Daß
Diese Gedichtstrophe könnte für unsere „Feldkirche“ geschrieben sein. Als Kirche im Friedhof, rundum geschützt von einer Mauer, ist sie ein Ort der Stille geblieben, obwohl der Verkehr auf der viel befahrenen Straße, der ehemaligen B 299, unmittelbar an ihr vorbeirauscht. Diese Straße hat das beständig wachsende Dorf zurückgehalten, so dass sie auch heute noch als „Feldkirche“ dasteht.
Im Folgenden ist immer wieder von „zu Feldkirchen“ oder „in Feldkirchen“ die Rede. Das hat seine Richtigkeit. Die alteingesessenen Winhöringer gehen nicht in die Feldkirche, sondern „nach Feldkirchen“.
Entstehung der Kirche und Geschichte der Wallfahrt
Über ihre Entstehung und ihren Erbauer ist nichts bekannt. Überliefert ist nur diese Sage: Im Mittelalter zog ein wohlhabender Kaufmann mit seinen Waren zum Markt nach Neuötting. Auf der Landstraße überfiel ihn auf Höhe von Winhöring aus dem Hinterhalt eine Räuberbande und zwang ihn, sein gesamtes Geld herauszugeben.
Aus Angst um sein Leben schickte er ein Stoßgebet zu Maria und gelobte, an dieser Stelle eine Kirche zu Ehren der Lieben Frau zu bauen, wenn er mit heiler Haut davonkäme. In diesem Augenblick erschien Maria, von blendendem Glanz umstrahlt. Die Räuber ließen erschrocken von ihm ab, der Kaufmann löste sein Versprechen ein.
Wie in den meisten Sagen könnte auch in dieser ein Körnchen Wahrheit zu finden sein. Aus einer anfänglich einfachen, kleinen Kapelle aus Holz, gestiftet aus Dankbarkeit, könnte die erste Kirche entstanden sein.
„War es tatsächlich ein Handelsmann in Not oder etwa ein Ritter, der heil von einem Kreuzzug zurückgekehrt, sein Gelübde einlöste?“ Wir wissen es nicht.
Die Zeit der Erbauung dürfte um 1400 anzusetzen sein, worauf einiges hindeutet, nicht zuletzt das kostbarste Stück der Kirche, die um 1420 geschaffene Salzburger Steingussmadonna, der bei der Beschreibung des Kircheninneren ausführlich Rechnung getragen werden soll.
In einer Urkunde von 1453 ist belegt, dass „Ortolf von Trenbeck zu Burgfried vom Gotteshaus Feldkirchen die niedere Hube zu Pfaffenbuch“ gekauft habe. Die Trenbecks hatten zwar ihr Erbbegräbnis in Raitenhaslach, aber auch in der Feldkirche erinnern zwei Grabplatten aus rotem Marmor an diese Familie. 1508 wurde Johannes von Trenbeck zu Burgfried, Lizentiat der Rechte, hier begraben, und 1558 die erst fünf Monate alte Tochter Barbara des Hans Erasmus von Trenbeck zu Burgfried und Helsberg. Beide Grabplatten tragen das Wappen der Trenbecks. (siehe „Das Geschlecht der Trenbecks auf Sitz Burgfried“).
Im Pfarrarchiv ist ein Schenkungsbrief aus dem Jahre 1466 erhalten. In diesem bestätigen die Angehörigen, dass ihre „liebe pas (Base) und muem (Tante) anna anterspergerin sälige aus wolbedachtem guetem freyen willen mit gueter vernufft (Vernunft) …“ dem Gotteshaus zu unserer Lieben Frauen zu Feldkirchen, seinen Zechpröbsten (Kirchenverwaltern) und der ganzen Pfarrmennig (Pfarrgemeinde) ihr Haus und Baustatt (Grundstücke) mit allen Zugehörungen zu Obersteinhöring, genannt das Maurerhaus, gelegen zwischen des Konrad Antersperger und des Hansen Vaitl Haus, das in der Winhöringer Pfarrei und Herrschaft gelegen und Bamberger Erb ist, „genzlich und williglich übergeben und mit amans Hand …“ überschrieben hat.
Dieser Schenkungsbrief endet mit der Nennung der Zeugen und dem Datum: Gegeben an dem Sonntag der Heiligen Dreifaltigkeit, als man zählt nach Christi Geburt vierzehenhundert in dem sechsundsechzigsten Jahre.
Es trägt das Siegel des „vesten weisen Hans Reiter zu Klebing“, der zu dieser Zeit Amman in der Hofmark Winhöring war.
In einer weiteren Stiftungsurkunde von 1470 ist festgehalten: Wenn der Pfarrer von Winhöring die zur Pfarrkirche gestiftete Wochenmesse vernachlässigen sollte, so müsse er zur Strafe ein halbes Pfund Wachs „an das gotzhaus zu Veldkirchen“ geben.
Anlässlich einer Restauration 1951 wurden im Kircheninneren Fresken mit der Darstellung des Leidens Christi freigelegt, die als Zeit ihrer Entstehung ebenfalls in das 15. Jahrhundert weisen.
Die Feldkirche ist das einzige Gotteshaus im Landkreis mit dem Patrozinium Mariae Geburt (8. September). Früher beging man hierzulande Mariae Geburt als hohen Feiertag, in vielen ländlichen Gegenden sogar als ein Hauptfest.
Schon zu Beginn des 15. Jh. ist im Weistum von einer Wallfahrt die Rede, die am Quatembermittwoch, dem Mittwoch nach Pfingsten, stattfand.
Über diese Wallfahrt erfahren wir Näheres aus einem Salbuch der Pfarrei aus dem 17. Jh., das in einer Abschrift von 1777 im Toerring-Privatarchiv vorhanden ist. Die Wallfahrer kamen mit Kreuzen von Erharting, Pleiskirchen, Reischach, Alt- und Neuötting, Holzhausen, Burgkirchen (vorm Wald) und selbst bis von Neukirchen (Unterneukirchen). Der Pfarrer von Winhöring musste drei Tische voll Mesner und Fahnenträger verköstigen und die Geistlichkeit salva honestate freihalten, „welches ohne ein schlechte kosten (Unkosten) nit abgehet“.
Der Quatembermittwoch – ein religiöser und geselliger Feiertag
Dieser Quatembermittwoch war ein geselliges Ereignis für alle umliegenden Pfarreien. Auf Grund eines fürstlichen Privilegs wurde für den Bereich der beschlossenen Hofmark eine „gefürstete Freiung“ (von der ordentlichen Gerichtsbarkeit befreiter Bezirk) gewährt. „An demselben Tag soll und mag ein jeder Amtmann sich wohl bestärken mit Knechten, von wegen ob sich ein Auflauf oder rümar (Aufruhr, Schlägerei) unter dem Volk hüb und einer oder mehr die Freiung brächen, daß er sie dester paß geweltigen möchte. Wer da die Freiung zerbräch, der ist der Herrschaft zu Winhöring verfallen und schuldig zu Wandel zu geben sechzig und fünfzehn Pfund Pfennig.“ Außerhalb der fünf Falltorsäulen (siehe Hofmark) unterstand jeder Friedbrecher dem Landrichter, der Hofmarksrichter hatte über ihn keine Gewalt mehr.
Es waren demnach nicht alle „Wallfahrer“ nur um des Gebetes Willen nach Winhöring gekommen. Es floss bestimmt auch nicht wenig Bier. Zudem war für den Wallfahrtstag ein Schnellgericht vorgesehen. Der Richter hatte wegen „Unzucht oder Weh, das an dem Tage geschehe, unverzüglich und ohne Hinderung zu Recht zu sitzen.
Da und dort galt das Fest Mariae Geburt namentlich bei Seuchengefahr als Wallfahrtstag. So unternahmen die Neuöttinger im Pestjahr 1628 einen Kreuzgang nach Feldkirchen bei Winhöring. Die Müllerzunft stellte dazu ihre Fahne zur Verfügung.
Aus der oben genannten Abschrift von 1777 geht auch hervor, dass diese Wallfahrt „anno 1707 völlig aufgehebet worden ist“, einvernehmlich vom Grundherrn und dem Kirchenherrn. Im Taufbuch aus dem Jahre 1716 beweisen Einträge der „Miracula (Wunder) in Feldkirchen“, dass die Bitten der Gläubigen erhört wurden. Von Wundern kann man aber wohl kaum sprechen, eher von Gebetserhörungen, die das Vertrauen der Wallfahrer zu dem Gnadenbild belohnt hatten.
Aus nicht überliefertem Grund war es nach der offiziellen Beendigung der Wallfahrt um die Feldkirche still geworden, so still, dass man sie um 1800 in den napoleonischen Kriegen (siehe dort) sogar als Munitionslager entweihte.
Zur Zeit der Säkularisation in Bayern sollte nach einem Schreiben des Herzoglichen Landrichters in Burghausen vom 8. April 1804 die Feldkirche sogar abgebrochen werden und der Erlös aus Steinen, Holz und Eisen dem Schulhausfond zugeteilt werden.
Der Verwalter des Grafen zu Toerring-Gronsfeld nahm dazu Stellung:
„… da die Feldkirche … außer den unbeträchtlichen Stolgebühren (Gebühren für Taufen, Hochzeiten, Begräbnisse …, bei denen der Priester die Stola trägt) keinen Kreuzer einbringe, so sei es umso weniger schade, wenn diese Kirche abgebrochen würde.“
Der Wirt von Winhöring akzeptierte das allerdings nicht, denn an Kirchweih schenke er immer „mindestens 15 Eimer Bier aus.“
Ein Eimer sind 60 Maß, also 60 Liter. Das wären demnach 900 Liter bzw. neun Hektoliter! Der Abbruch der Kirche wäre für ihn ein spürbarer Einnahmeverlust gewesen.
Patrozinium hat die Feldkirche zwar an Mariae Geburt am 8. September, aber Kirchweih feierte man jeweils am Sonntag darauf.
Der Hanskramerbauer und der Kamillerbauer brachten einen anderen Einwand:
„Wenn in die Pfarrkirche der Blitz einschlagen und dadurch ein Brand verursacht würde oder wenn sie durch einen Einbruch der Isen gar den Berg hinabfallen würde, dann hätte Winhöring überhaupt kein Gotteshaus mehr.“
Diese schwerwiegenden Einwände schienen dem Landrichter einleuchtend, denn die Feldkirche steht heute noch.
Die Wallfahrt war zwar abgeschafft, dennoch blieb der Quatembermittwoch, der „Hochmittwoch“, in der Winhöringer Bevölkerung ein kirchlicher Feiertag. Bis 1952 wurde an diesem Tag der „Hochmittwochmarkt“ abgehalten. Am 14. Juni 1952 vermeldete der Alt- Neuöttinger Anzeiger, dass dieser Markt, der 245 Jahre lang (seit Einstellung der Wallfahrt) abgehalten worden war, am heutigen Tage zum letzten Male stattfindet, einem Beschluss des Gemeinderates zu Folge wegen der damit verbundenen Kosten. Das Bild des Marktes hatte sich allerdings im Laufe der Zeit von einem ursprünglich bäuerlichen Viehmarkt zu einem Markt gewandelt, auf dem Fieranten nun alles Mögliche, von Gebrauchsgegenständen über Kleidung bis zu Süßigkeiten anboten.
In Winhöring hat sich folgende Geschichte „aus alter Zeit“ überliefert:
Wenn in der Feldkirche am Himmelfahrtstag das Hochamt gefeiert wurde, kam immer ein Mann in Holzschuhen und legte in den Opferteller einen Pfennig. Er soll einmal den Opferstock in der Kirche aufgebrochen haben und sich von dem Geld Schuhe gekauft haben. Das muss er jetzt, nach seinem Tode, abbüßen und so lange, bis der Geldbetrag erlegt ist, jedes Jahr an Himmelfahrt in Holzschuhen kommen und in den Opferstock einen Pfennig werfen.
Erhalten haben sich bis in die heutige Zeit die Bittgänge nach Feldkirchen vor dem Pfarrgottesdienst an allen Sonntagen zwischen Pfingsten und dem Erntedankfest. Bis vor wenigen Jahren fand am 15. August (Mariae Himmelfahrt) dort auch noch die Segnung der Kräuterbuschen statt. Jetzt werden in erster Linie dort Maiandachten abgehalten.
Architektur und Innenausstattung der Kirche
Betritt man die Kirche durch das Portal in der Turmvorhalle, öffnet sich vor uns ein gotischer Raum mit vier Jochen und einem Netzgewölbe, das aus den Wandpfeilern und Schildbögen entspringt. 1635 und 1655 wurden laut Pfarrarchiv zwei Kapellen angebaut, eine an der Ostseite des Chores für den Hochaltar, die andere an der Südseite.
Der Hochaltar wurde um 1700 aus rötlichem und weißem Marmor erstellt, aus echtem Marmor, nicht wie vielfach, aus bemaltem Holz. In der Mittelnische des Altars stand die künstlerisch wertvollste Figur, das Gnadenbild, eine um 1420 entstandene Madonna mit Kind, die stilistisch zu den „Schönen Madonnen“ des 14. und 15. Jahrhunderts zu zählen ist. Sie ist heute durch eine Nachbildung ersetzt.
Nach einem Einbruch in die Feldkirche in den 1960er Jahren wurde die wertvolle Steingussmadonna von Pfarrer Hohenester in den Pfarrhof verbracht, um sie vor Diebstahl zu schützen. Für Maiandachten wurde sie manchmal in die Pfarrkirche getragen. Irgendwann wurde sie, vermutlich ohne Absicht, beschädigt. Nachdem sie fachgerecht restauriert war, wurde sie ins Diözesanmuseum nach Passau gebracht, wo Leopold Hafner einen eigenen Schrein für sie verfertigte.
Die 78 cm hohe Statue ist aus Steinmasse, eine „Steingussmadonna“, eine Salzburger Arbeit. Der Künstler goss dazu eine Mischung aus Quarzsand, Gipskristall, Kalk, Eisenoxyd, Leim etc. in einen Holzblock. Diesen so gewonnenen „Steinblock“ bearbeitete er dann wie ein Steinmetz mit Hammer und Meißel, oft sogar erst an Ort und Stelle.
Der Schöpfer der Winhöringer Madonna bewies eine besonders glückliche Hand. In inniger Liebe betrachtet die Mutter das auf ihrer rechten Hand sitzende Kind,
es mit der linken Hand stützend. Das Jesuskind umschließt mit beiden Händen einen rotbackigen Apfel. Das Gewand der Muttergottes bedeckt ein Mantel, der in weich fallenden Kaskaden gearbeitet ist. Dieser Faltenwurf ist für die ganze erste Hälfte des 15. Jh. charakteristisch.
Außer der Winhöringer Madonna gibt es im Landkreis Altötting nur noch zwei weitere dem „weichen Stil“ zuzuordnende Steingussmadonnen, in den Pfarrkirchen von Wald a. d. Alz und von Feichten a. d. Alz.
Geht man auf den Altar zu, fällt einem an der nördlichen Wand die Kanzel auf, die aus der Zeit des Rokoko stammt. Der untere Kanzelkranz zeigt die Symbole der vier Evangelisten, unter dem Schalldeckel schwebt eine Taube als Symbol des Heiligen Geistes. Als für die Türöffnung zur Kanzel ein Wanddurchbruch geschaffen wurde, zerstörte man leider einen Teil der schon erwähnten Fresken, ebenso beim Durchbruch in die im nördlichen Teil angebaute Sakristei.
Die damals recht verständnislos behandelten Fresken (1951 bei der Renovierung freigelegt) zeigen Teile der Leidensgeschichte Jesu Christi: Jesus am Ölberg, Jesus vor Pilatus und die Geißelung. Der Schöpfer dieser Fresken ist ebenfalls nicht überliefert.
Ein kunstvoll geschmiedetes Gitter trennt den Chor vom Kirchenraum.
Im Mittelbereich des Kirchenschiffs finden sich die Figuren der trauernden Muttergottes und des Jüngers Johannes. Sie gehören zur annähernd lebensgroßen Kreuzigungsgruppe. Das Kreuz ist am Deckengewölbe befestigt. Einst befanden sich diese Figuren rechts und links des Altars. Anlässlich der Restaurierung ab 1951 unter Pfarrer Eduard Hohenester erfolgte die Neuanordnung, wobei zwei barocke Seitenaltäre entfernt wurden.
Bei der gleichzeitig erfolgten Renovierung des Turmes wurde bei der Abnahme des Turmkreuzes eine Urkunde von 1880 gefunden.
„Im Jahre 1880 unter der Pfarramtsleitung des Pfarrers Johann Bapt. Stockbauer und des Kooperators Johann Bapt. Libinnes wurde der Turm mit Schifer gedeckt, mit neuem Kreuze versehen und die ganze Kirche renoviert. Dieß Alles geschah aus Mitteln der Gutthäter. Die Leitung der Wendung der Baugebrechen führte Georg Linnerbauer, Zimmermeister in Winhöring, den Turm deckte Schiferdecker Koch von Bamberg, das Kreuz verfertigte Kupferschmid Koppenwallner von Neuötting, den Knopf vergoldete Gürtler Tertschnig von München … Das Kreuz wurde aufgesetzt am 10. August 1880, Fest d. S. Laurentii M (des Martyrers)
Auch anlässlich der Restaurierung 1951 wurde in der Kugel des Kreuzes eine Urkunde eingelassen, die besagt, dass unter der Leitung des Pfarrers Eduard Hohenester der Turm der Feldkirche vollständig renoviert, das Kreuz auf dem Turm repariert und die Schiefer- bedeckung erneuert wurden unter der Leitung des hiesigen Baumeisters Rupert Leitner und der Dachdeckerfirma Kunstmann in Mühldorf. Die Kosten von etwa 4000 DM wurden von Wohltätern aufgebracht.
Die kostspieligen Renovierungsarbeiten dauerten bis 1957. Sie retteten die Feldkirche vor dem Verfall. Das Gotteshaus wurde entfeuchtet, neu verputzt, das Gnadenbild von kunstverständiger Hand restauriert, ein neuer SebastianiAltar errichtet und ein neues Geläute eingerichtet.
Seit der bislang letzten Renovierung 2006 ziert ein von Sepp Steinhauser aus Winhöring neu geschmiedetes, vergoldetes Kreuz die Turmspitze. Auch 2006 wurde in der Kugel des Turmkreuzes eine Kapsel mit Dokumenten für die Nachwelt versenkt.
Im Kriegsjahr 1917 musste die Feldkirche wie auch die Pfarrkirche je zwei Glocken abliefern, die Feldkirche dazu noch 21 Orgelpfeifen aus Zinn.19 Die neue Orgel ist eine pneumatische Orgel von F. X. Frosch.
1927 wurde unter Pfarrer Franz Xaver Keilhofer beschlossen, gleichzeitig mit der Pfarrkirche für die Feldkirche drei neue Glocken anzuschaffen, und zwar auch dieses Mal wieder aus Wohltätermitteln, um für beide Kirchen ein gut zusammenstimmendes Geläute zu erhalten.
Die Feldkirche als Friedhofskirche – ein Ort der stillen Einkehr
Seit 1892 ist die Feldkirche die Winhöringer Friedhofskirche.
In früheren Jahrhunderten schon war der Kirchhof um Feldkirchen als Begräbnisplatz benutzt worden für jene im Inn Ertrunkenen, die im Bereich der Pfarrei Winhöring ange- schwemmt wurden.
Aus einem Protokoll der Gemeinde- und der Kirchenverwaltung vom 20. Januar 1881 erfahren wir, dass der alte Friedhof rund um die Pfarrkirche zu klein geworden war. Nachdem sich an der Filialkirche Feldkirche bereits ein Friedhof befunden hatte, welcher als Beerdigungsstätte für verunglückte Kinder bestimmt war, einigte man sich darauf, den Friedhof in Feldkirchen nun unentgeltlich zur Beerdigung aller Kinder bis zum Beginn der Schulpflicht zur Verfügung zu stellen.
1889 wurde dann beschlossen, den Friedhof vollständig nach Feldkirchen zu verlegen, weil dort Raum zur Erweiterung vorhanden sei, der Platz an der Pfarrkirche dagegen nicht mehr aufnahmefähig.
Hatten das Geld für die Renovierung 1880 und 1951 der Feldkirche noch Wohltäter aufgebracht, musste man zum Zweck der Schaffung eines neuen Friedhofs einen anderen Weg finden. Man richtete an den Prinzregenten Luitpold 1890 ein Gesuch um die „Genehmigung zur Forterhebung des Lokalmalzzuschlages. Hier die Antwort des Königlichen Staatsministeriums des Innern vom 9. Mai 1890:
„Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Seine königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, haben der Landgemeinde Winhöring, Bezirksamts Altötting, behufs Aufbringung der Kosten für die Erweiterung des Friedhofes in Feldkirchen im veranschlagten Betrage von 15.567M. 30 Pf. und beziehungsweise behufs Verzinsung und Tilgung eines für den bezeichneten Zweck aufzunehmenden Anlehens (Darlehens) die Forterhebung des Lokalmalzaufschlages und zwar mit 1 M. vom Hektoliter, dann mit 60 ₰. vom Hektoliter / 3 ₰ von je 5 Litern/ eingeführten Bieres vom Ablaufe der bisherigen Bewilligungsperiode an vorerst bis zum 31. Dezember 1899 zu bewilligen geruht. …“ mit der Auflage, die Erträgnisse dieses Zuschlages ausschließlich für den oben bezeichneten Zweck zu verwenden.
Die neue Aussegnungshalle wurde 1959 erbaut und von dem Burghauser Künstler Dr. Albert Balthasar gestaltet. Das Glasgemälde an der Vorderfront ist aus zahlreichen farbigen Einzelteilen zusammengesetzt und in Blei gefasst. Es zeigt die Darstellung von zwei Engeln, die über Grabkreuzen schweben und mit Posaunen zur Auferstehung blasen. Die weiß getünchte Stirnwand wird von einem großen Mosaikbild in Schwarz, Weiß und Gold von Dr Balthasar beherrscht. Es stellt den Christkönig als Erlöser dar, der über den Aufgebahrten erscheint. Das Gedämpfte Licht dringt durch ein kleines Rundfenster und das Glasgemälde ein.
Die Urkunde, die bei der Restaurierung des Turmes 1951 in die Kugel des Turmkreuzes ein- gelassen wurde, enthält neben der Bitte, die Schutzpatronin möge weiterhin ihren schützenden Mantel über die Pfarrei Winhöring halten, auch den Wunsch: Möge auch der Totenengel St. Michael, dem zu Ehren die Pfarrgemeinde im Jahre 1951 zu Pfingsten eine neue Glocke gießen ließ, alle Toten unserer Pfarrei hinüber begleiten ins ewige Licht und all denen die ewige Ruhe verleihen, die im Schatten der Feldkirche auf die allgemeine Auferstehung warten.“
Über den Ursprung der Bittgänge nach Feldkirchen
Der damalige Kirchenpfleger Johann Salzinger erzählte 1949 dem gerade installierten Pfarrer Eduard Hohenester über den Ursprung der Bittgänge nach Feldkirchen folgendes:
Im Jahre 1898 wurden weite Teile Bayerns von einer Naturkatastrophe heimgesucht. Regen, Hagel und Stürme vernichteten die Ernten. Da gelobten die Winhöringer, von Georgi bis Erntedank zur Salzburger Madonna nach Feldkirchen zu gehen, wenn das Unwetter ihre Ernte verschonen würde. Die Gebete wurden erhört, die Felder nicht verwüstet. Da die Bitte ums tägliche Brot nicht nur ein Anliegen der Landwirte ist, gehen Winhöringer aller Berufsschichten seitdem von Georgi bis Erntedank jeden Sonntag vor dem Pfarrgottesdienst zur Feldkirche
Die Pfarrkirche St. Peter und Paul
Ganz gleich von welcher Seite man sich dem Ort Winhöring nähert, es ist immer der Turm der Pfarrkirche mit seinen gotischen Treppengiebeln, der einen schon von weitem grüßt. Besonders wenn man von Norden, vom Holzland kommt, beeindruckt die mächtige Kirche am Rande des Abhangs, der steil aus dem Isental aufsteigt.
Die Pfarrkirche war der Mittelpunkt, das Dorf hat sich wie in ihrem Schutz um sie herum entwickelt. Die Verstorbenen wurden im Gottesacker rund um die Kirche zur letzten Ruhe gebettet. Bei jedem Gottesdienstbesuch ging man ans Grab und betete ein Vaterunser für sie.
In früheren Jahrhunderten war der Kirchenvorplatz der allgemeine Treffpunkt für alle Pfarrangehörigen, nicht nur zum Kirchgang.
Die erste Kirche – eine Eigenkirche der Gutsherrschaft?
Wann die erste Kirche erbaut wurde, kann man nur vermuten.
Es dürfte die Zeit der Missionierung durch den hl. Rupert und seine Mönche gewesen sein, also um das Jahr 700. Diese Missionierung ging von Salzburg aus, worauf die spätere Zugehörigkeit zur Erzdiözese Salzburg beruht. Das Peter und Paul-Patrozinium deutet ebenfalls auf eine sehr frühe Entstehung hin. Man könnte es mit der Zeit, als Winhöring in Papstbesitz war, also vom 8. Jh. bis 1014, in Verbindung bringen.
Man kann davon ausgehen, dass zur Zeit der Agilofingerherzöge im 7. und 8. Jh. Winhöring ein herrschaftlicher Besitz war. Die erste Kirche war wohl eine Eigenkirche der Gutsherrschaft. Sie war vom Grundherrn errichtet worden, der auch das Recht zur Einsetzung eines Geistlichen hatte. Offenbar hatte die Kirche auch Taufrecht und Sepultur (Beerdigungsrecht). Die Herrschaftsgrenzen dürften auch die Pfarrgrenzen gewesen sein.
Vermutungen über die Bauzeit der romanischen Kirche
Die Bauzeit der romanischen Kirche ist nicht überliefert, sie fällt aber möglicherweise schon ins 11. Jh.2. Nach den gewaltigen alten Kirchenteilen, die in der gotischen Nachfolgekirche nach 1450 verwendet wurden, könnte diese Kirche eine Wehr- und Fluchtkirche gewesen sein. Das 11. Jh. wird als eine relativ ruhige Zeit beschrieben. Dagegen war im 10. Jh. durch die Ungarneinfälle eine Zeit des Schreckens, weshalb der Kirchenbau schon in dieser Zeit denkbar wäre. Die Mauerstärke der alten Kirche von 1,15 m (zum Vergleich: die heutigen Außenmauern sind 80 cm stark) und die mächtigen Turmfundamente lassen die Vermutung einer Schutzfunktion als Wehr- oder Fluchtkirche zu. Die Kirche war der einzige aus Stein errichtete Bau, die Bevölkerung lebte in einfachen Behausungen aus Holz. In höchster Not konnten die Menschen sich in die Kirche retten.
Bis hierher fehlen allerdings sichere Beweise. Alte Urkunden, wenn es solche denn früher überhaupt gegeben hat, sind nach Auskunft von Dekan Hohenester bei Kriegsende 1945 abhanden gekommen.
Sicher ausgehen können wir aber von einer romanischen Kirche im 12. Jh. Denn beim Teilabbruch dieser Kirche aus Tuffsteinquadern um 1450 bis 1475 wurden Bauteile in der neuen gotischen Kirche erhalten. So stehen die zwei Pfeilerreihen des Kirchenschiffes auf den Fundamenten der alten Längsmauern. Die gesamte westliche Giebelmauer wurde in das neue Bauwerk einbezogen, ebenso ein Teil des Turms.
Zwei Relikte aus alter Zeit: Der „Turmhocker“ und der „wilde Mann“
An der Südseite des Turms ist auf halber Höhe die Figur eines steinernen Männleins eingemauert, in seltsamer Hockstellung, die Arme auf die Knie gestützt. Der große runde Kopf mit dem langen Spitzbart passt nicht so recht zum Körper. Die Figur stammt wie das Mauerwerk aus dem 12. Jahrhundert.
Was ist das für ein Männlein?
Eine eindeutige Erklärung gibt es nicht. Hatten solche „Turmhocker“ im Hoch mittelalter etwa die Aufgabe, böse Geister und unheimliche Gestalten vom Gotteshaus fernzuhalten?
Oder ist es gar ein keltisches Götterbild, das hier mit einbezogen wurde?
Auch als Überbleibsel einer germanischen Gottheit, dem Jahrgott der Wintersonnenwende, wurde die Steinfigur schon gedeutet.
Zu einfach erscheint dagegen die Erklärung, die ein späterer Pfarrer dazu aufgeschrieben hat: Der Erbauer der Kirche ruht sich von seiner Arbeit aus.
Oder können wir das Männlein den „wilden Leuten“ zuordnen, die „ruhelos die Randbezirke der menschlichen Gesellschaft durchstreifen, unerlöst …“? In der Legende des hl. Chrysostomus ist die Rede von Jägern, die einen „wilden Mann“ gefangen hatten und ihn unter unsäglichen Mühen sprechen und beten lehrten. Da man der Wildleute so gut wie nie habhaft werden konnte, versuchte man sie durch die bildliche Darstellung zu erlösen und ihnen so einen sicheren Platz im geweihten Raum zuzuweisen.
Auch neben dem Eingang zur Sakristei an der Südseite der Kirche ist ein aus Sandstein roh gemeißelter Kopf eingemauert, der„wilde Mann“, wie er in Winhöring genannt
wird. Er stammt gleichfalls aus dem 12. Jh. Nach der damaligen Auffassung wurde in diesem Gesicht einem aus der Gemeinschaft Ausgestoßenen eine Heimstatt in der Außenmauer der Kirche gegeben. Das Gesicht verkörpert hier die Seele.
Winhöring bekommt eine gotische Kirche
In der Spätgotik wurden landauf landab mit geradezu fieberhaftem Eifer Kirchen gebaut. Auch die Winhöringer wollten nicht zurückstehen. Die romanische Kirche wird wohl auch mit der zunehmenden Bevölkerung zu klein geworden sein. Bis auf wenige Mauern musste das bisherige einem größeren, „modernen“ Gotteshaus weichen.
Die heute bestehende Pfarrkirche wurde zwischen 1450 und 1482 im gotischen Stil erbaut und im Jahr der Fertigstellung vom Suffraganbischof (dem Erzbischof untergeordnet) von Chiemsee, Georg Altdorfer, geweiht. Hinter den Verzierungen des rechten Seitenaltars ist in gotischen Ziffern die Jahreszahl 1482 an die Wand gemalt. Am Taufstein aus rotem Marmor beim linken Seitenaltar ist die Jahreszahl 1485 zu lesen. Wie viele Winhöringer Kinder mögen wohl in diesem Taufbecken im Laufe der Jahrhunderte getauft worden sein?
Die spitzbogigen Klangarkaden, das steile Satteldach und die Treppengiebel sind markante Merkmale des gotischen oberen Turmteils der Pfarrkirche. Sie ist eine gotische dreischiffige Hallenkirche mit einem hohen Dach, bedingt durch das überhöhte Mittelschiff, das sich im kurzen, dreiseitig geschlossenen Altarraum fortsetzt, der außen drei Streben hat. Der Plan soll von Jörg Perger stammen, ausgeführt wurde er aber von einem anderen Bauherrn.
An den Seitenwänden wurden bei der Renovierung in den vergangenen Jahrzehnten gotische Malereien freigelegt, florale Elemente und Rechteckfelder mit gemalten Maßwerkformen (geometrischen Ornamenten) wurden ergänzt. Es ist wahrscheinlich, dass das Kircheninnere ehemals völlig ausgemalt war.
An der Emporenbrüstung sind zwei gotische Figuren (um 1520) zu sehen, die angeblich aus der Werkstatt des Meisters von Rabenden stammen, aber eher der Werkstatt des Hans Leinberger zuzuschreiben sind: der hl. Antonius der Einsiedler mit Glocke, Buch und Schwein und der hl. Johannes der Täufer mit Buch und Lamm. Die gekrönte Madonna über dem Hauptportal ist ebenfalls spätgotisch.
Die gotische „Seelenkapelle“
Die „Seelenkapelle“, ein kleiner gotischer Bau aus dem 15. Jh., wurde zur gleichen Zeit errichtet wie die Pfarrkirche. Sie war eine Totenkapelle. Bis 1703 war sie die Grablege für die Winhöringer Pfarrherrn und Hofmark-Würdenträger. Später wurde sie als Beinhaus genutzt.
Während der letzten Zeit des Baus der Kirche war der Vikar Johann Auerstorffer, Vikar des Domkapitels Bamberg in der Propstei Winhöring, hier tätig. Einige Jahre nach der Fertigstellung, 1490, starb er und wurde als erster in der Kapelle beerdigt. Der Grabstein befindet sich in der Kapelle hinter einer Gedenktafel für gefallene Krieger.
Der ursprünglich hier vorhandene Grabstein von Pfarrer Joh. Bapt. Stuedler, Pfarrer in Winhöring von 1685 bis 1703, dem letzten hier Beerdigten, ist vermutlich beim Umbau der Kapelle verschwunden.
Über dem Fenster der Seelenkapelle ist die Grabplatte des ehemaligen „Törringschen Richters zu Winhöring“, Johann Pogner, eingemauert. Sie trägt die Jahreszahl 1593.
„Den 5. tag Monats may Anno 93 Starb der Ernuesst Johanneß pogner Gewester Töringerischer richter Zu Winhering und Anna Ennglschellin sein Schwiger so Baidte in einem grab Ligen denen gott genedig sein wolle“
Anm.: ernuessst richter: der ernste = rechtschaffene Richter, Schwiger: wohl Schwiegermutter
Der Kircheninnenraum wird in der Barockzeit umgestaltet
In der Mitte des 18. Jh. erhielt die Kirche eine dem Zeitgeschmack entsprechende Rokoko- Ausstattung, die sich harmonisch in den Kirchenraum einfügt. Aus dem reich mit Figuren und Gemälden ausgestatteten Kircheninneren sollen hier nur einzelne ausgewählt werden. Eine detaillierte Beschreibung liegt in der Pfarrkirche auf.
Die Bildhauerarbeiten des Hochaltars (errichtet zwischen 1761 und 1767) stammen von Johann Georg Kapfer aus Trostberg, die Schreinerarbeiten wurden von Benedikt Gessler aus Winhöring ausgeführt.
Das Hochaltarbild, das Jesus mit der Samariterin am Jakobsbrunnen zeigt, trägt die Jahreszahl 1764. Nach einem Monogramm wird es (mit Vorbehalt) dem Münchner Hofmaler Franz Ignaz Öfele zugeschrieben. Das Motiv des Altarbildes ist höchst selten, es stellt einen Ausschnitt aus dem Evangelium dar. Seine Entstehung fällt in die Amtszeit von Pfarrer Johann Georg Holzmann (1743 – 1777).
Im Hochaltarauszug sieht man unter einem Baldachin eine Mariendarstellung vom Typus „Maria vom Siege“, Maria als apokalyptische Frau mit Zepter und Christus, der mit dem Kreuz eine Schlange tötet.
Zu beiden Seiten des Altars auf dem Gesims über den vier Säulen sitzen zwei Putten. Der linke hält die Tiara (dreistöckige Papstkrone) und den Hirtenstab als Hinweis auf den Apostel Petrus, der rechte eine Sonne mit dem Schriftzug IHS. Saulus wurde bekanntlich durch einen Lichtblitz (symbolisiert durch die Sonne), der ihn vom Pferd schleuderte, zum Paulus bekehrt.
Links und rechts neben dem Tabernakel sehen wir die beiden Kirchenpatrone, den hl. Petrus mit dem Schlüssel und den hl. Paulus mit Schwert und Evangelienbuch.
Zusammen mit den beiden Putten bilden sie einen Hinweis auf das päpstliche Patrimonium.
Das Gemälde am nördlichen Nebenaltar, Maria, Anna und Joachim, ist Joh. Bapt. Rabenstainer aus Neuötting zuzuschreiben und trägt die Jahreszahl 1748.
Aus der Barockzeit stammen auch die zierlichen Heiligenfiguren an den Säulen, die hl. Notburga mit der Sichel, der hl. Michael mit Flammenschwert und Waage, der hl. Sebastian und der hl. Johannes Nepomuk mit Kreuz, Palmzweig und Strahlenkranz über dem Haupt.
Der „Papstaltar“ wird zum Volksaltar
Die Winhöringer Kirche hatte das Glück, ein ganz besonderes Schmuckstück als Volksaltar zu bekommen.
Er wurde von Leopold Hafner anlässlich des Papstbesuches von Johannes Paul II. 1980 in Altötting entworfen und in der Kunstgießerei Strehle in Eisenfelden aus Bronze gegossen. Er diente dem Papst als Altartisch und wurde dann der Pfarrei Winhöring von der Diözese Passau und der Familie Strehle zum Geschenk gemacht.
Die vier Teile des Altarfußes, die beim Papstbesuch die Altarplatte getragen hatten, wurden zu einem Fuß zusammengefügt.
Die ovale Altarplatte und der Sockel sind aus Rotmarmor, der aus Bronze gegossene Fuß ist mit Trauben und Granatäpfeln verziert.
Das Bronzepult des Ambo, ebenfalls von Hafner, stellt einen Adler dar, das Symbol des Evangelisten Johannes.
Zum feierlichen Abschluss der Kirchenrenovierung wurde der „Papstaltar“ durch den Passauer Diözesanbischof Dr. Antonius Hofmann geweiht. Die Reliquienkapsel des Märtyrers Valentin wurde in das Reliquiengrab des Altartisches versenkt. Der Bildhauer Leopold Hafner mauerte es anschließend zu.
Der feierliche Höhepunkt der Kirchenrenovierung war im November 1980 die Weihe der neuen Orgel der Firma Weise aus Plattling mit 1202 Pfeifen bei zwei Manualen und Pedal, die auf 19 Register verteilt sind.
Die Glocken, beiden Weltkriegen zum Opfer gefallen und 1948/49 wieder ersetzt, rufen wie immer zu den Gottesdiensten und verkünden an Weihnachten die Geburt Christi und an Ostern die Auferstehung. Ohne das wunderschöne Geläut – das könnte sich kein Winhöringer vorstellen.
Der alte Friedhof und die Friedhofsmauer
Bis 1892 bestand rund um die Kirche der Friedhof. Er war aber schließlich zu klein geworden und wurde daher nach Feldkirchen verlegt.
An drei Außenseiten der Kirche und an der alten Friedhofsmauer sind einige Gedenktafeln mit teilweise noch lesbaren Inschriften erhalten.
Im Winter 2012 stürzte ein Teil der nördlichen Friedhofsmauer den steilen Abhang hinun- ter. Das Fehlen eines festen Fundaments und der durch den anhaltenden Regen aufgeweichte Boden waren die Auslöser. 2014 wurde sie wieder aufgebaut.
Der Lehrerberg ist wahrscheinlich danach benannt, dass direkt dort im alten Mesnerhaus früher die Schule sowie die Wohnung des Lehrer von Winhöring war. Hier hat man Blick über das Isental, zum Schloss und zur Schlosskirche.
Das „Materl Hof“ erinnert an ein ca. 3 Meter hohes Holzkreuz, das seit Ende des 19. Jahrhunderts an dieser Stelle stand. Leider ist der Anlass nicht überliefert, warum ein derart mächtiges Holzkreuz errichtet wurde. Meist war es ein Unglück, das der tiefgläubigen Bevölkerung ein religiöses Denk-Mal abverlangte. Vorübergehende sollten durch Flurkreuze zum Gebet für einen unvermittelt verstorbenen Menschen angehalten werden, einen Menschen der ohne die Sterbesakramente empfangen zu haben verstarb. Eine gedankliche Verbindung könnte auch zum Hintergrund eines Sühnenkreuzes aufgebaut werden (z.B. anlässlich eines Tötungsdeliktes). Selten, aber auch möglich, ein „noch einmal gut gegangener Vorfall“ konnte aus Dankbarkeit und zu Ehren des Schöpfers zur Aufstellung eines Kreuzes in der Flur führen.
Der Begriff Marterl oder Marter wird meist für Bildstöcke (mit in Nischen abgebildeten Heiligen) bzw. Flurdenkmäler benutzt. Diese österreichische/süddeutsche Bezeichnung leitet sich vom Wort Marter/Märtyrer ab (altgriechisch für „Zeuge“/„Blutzeuge“). Umgangssprachlich wird das Wort auf „Materl“ reduziert.
Bekannt ist, dass das Holzkreuz irgendwann abgebrochen werden musste, weil ihm im Verlauf der Zeit die Witterungseinflüsse stark zugesetzt hatten. Ein anwohnender Maurer war es (Name leider auch unbekannt), der vor rd. 20 Jahren mit diesem gemauerten Materl, der verblassenden Erinnerung entgegenwirkte. Ob dem Maurer die Hintergründe zum Holzkreuz bekannt waren? Man darf es vermuten. Wie auch immer: Von Anwohnern wird mit Pflege und Schmücken des schlicht gestalteten „Materl Hof“, eine inzwischen mehr der Phantasie entspringende Erinnerung wach gehalten. Doch eines blieb immer bestehen: Die Bitte an den Betrachter um ein erlösendes Gebet – eine Bitte, die heute durch das Abbild der Mutter Gottes verkörpert wird.
Das Pestkreuz soll an die Toten der Pest in den Jahren 1632-49 erinnern. Vermutet wird der Pestfriedhof jedoch nicht am Standort des Kreuzes, sondern oben im Bereich der jetzigen Isenbreite.
Erstaunlicherweise bezeichnet ein Dokument bereits 1634 als Beginn der Pestepedimie, jedoch ohne Opferzahlen zu nennen. Die Jahre 1648/49 erwähnt das Dokument nicht.
Bereits 1836 wurde an der Stelle, welche „alte Leute“ als den Ort des Pestfriedhofs beschrieben ein Erinnerungskreuz aufgestellt. 1948 wurde dieses Kreuz durch Georg Grünberger und Johann Wimmer (beide aus Burg) ersetzt. Das Kreuz in seiner heutigen Form wurde auf betreiben vom damaligen Ortsheimatpfleger Heinz Poschmann nach Entwürfen des ebefalls damaligen Kreisheimatpfleger Alois Stockner von Sepp Steinhauser und Otto Strehle gebaut. Die Gesamthöhe beträgt gut 4 Meter, der Querbalken ist gut 1,80 m breit. Die Symbolik des Kreuzes soll die Hoffnung, die Geißel die Pest und das Schweißtuch Jesu sowohl die Leiden der Opfer als auch deren Hoffnung auf Erlösung darstellen. Feierlich aufgestellt wurde das Kreuz am 26.Mai 1989.
Der „Alte Pfarrhof“ in Winhöring – einer der ehemals schönsten Ökonomiepfarrhöfe Bayerns
Einer der „ehemals schönsten Ökonomiepfarrhöfe Bayerns“ – mit diesem Prädikat würdigte ihn Paul Werner 1993 in der Zeitschrift Charivari.
Auch heute noch, oder besser: heute wieder, ist der barocke Pfarrhof ein ortsbildprägendes Schmuckstück im Zentrum von Winhöring.
Winhöring war 800 Jahre in kirchlichem Besitz.
1018 schenkte Kaiser Heinrich II. Winhöring zusammen mit den zwei anderen Orten dem Dompropst von Bamberg zu seinem und seiner Vorfahren Seelenheil“.
Beim Dompropst zu Bamberg blieb Winhöring bis zum Jahre 1554, bis es aus Geldverlegenheiten an den herzoglich bayerischen Kammerrat Georg von Gumppenberg zu Pöttmes und Eurenbach verkauft wurde.
In der Zeit der Zugehörigkeit Winhörings zum Domstift Bamberg stellte dieses für die Pfarrei St. Peter und Paul jeweils einen Vikar für die Seelsorge und die Verwaltung der zugehörigen Güter.
Der letzte Vikar und damit der erste Pfarrer war Lukas Aspeckh, ein gebürtiger Mühldorfer. 1550 als Vikar von Bamberg bestellt, war er dann von 1560 bis 1579 Pfarrer in Winhöring. Die letzten sieben Jahre bis zu seinem Tod verbrachte er in Pleiskirchen.
Ein neuer Pfarrhof muss her!
Der zehnte Pfarrer von Winhöring war Georg Stadler aus Lengenfeld (1703 bis 1732). Sein Geburtsjahr ist nicht bekannt. 1703 wurde er von Baron Götzengrün auf die Pfarrei Winhöring „präsentiert“. Dass er nicht Pfarrer in irgendeinem Bauerndorf war, dessen war er sich wohl bewusst.
Der Ökonomiepfarrhof grenzte unmittelbar an die schöne gotische Pfarrkirche St. Peter und Paul, die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts unter Verwendung von Bauteilen der alten Kirche errichtet worden war.
Schaute der Pfarrer nach Südwesten, erblickte er das „Herrenhaus“ mit dem Zehentstadel.
Nördlich der Isen erhob sich auf dem gegenüberliegenden Hügel Schloss Frauenbühl der Grafen Törring-Jettenbach. Dort residierte Graf Ignaz Felix zu Törring-Jettenbach (1682-1763). Er war der wohl berühmteste Vertreter dieses Adelsgeschlechtes, seit 1721 nach 80 Jahren Unterbrechung durch den Rückkauf wieder Besitzer von Winhöring.
Nun hatte jener Graf Ignaz Felix im Jahr 1722 begonnen, das Schloss nach dem Geschmack der Zeit, also in prunkvollem, barockem Stil, umgestalten zu lassen.
Pfarrer Stadler konnte vom Pfarrhof aus zusehen, wie die repräsentative neue Schlossanlage entstand, eines „der wohnlichsten und schönsten Schlösser Bayerns“.
Wir haben keine Unterlagen, wie der Pfarrhof damals ausgesehen hat. Jedenfalls wollte Pfarrer Stadler nicht zurückstehen. Er wollte „ebenfalls eine Bleibe mit Türmchen und Arkaden“.
Das Wunder von Winhöring:
„Ein Topf voller Münzen, der gefunden wurde, wie es in der Überlieferung heißt, sicherte seinerzeit die Finanzierung des Baues.“
Mit diesem unerwarteten Geldsegen konnte er im Jahr 1728 seinen Traum Wirklichkeit werden lassen. Es entstand ein schlossartig anmutender Bau im Stil einer Inntaler Hofanlage.
Eine recht treffende Beschreibung findet man von Paul Werner.
„Ein zweistöckiger offener Laubengang mit gedrechselten Holzbalustern bestimmt das Bild. Drei (es sind aber nur zwei!)verschiedenartige Türmchen blicken aus jeweils anderen Richtungen in den stillen, verträumten Innenhof …
Das Türmchen am Nordgiebel des Westtrakts trägt die knappe lateinische Gründungsinschrift: Pfarrer Georg Stadler hat die gesamte Anlage 1728 neu errichtet.
Der ,neue Pfarrhof‘ war eine gewaltige geschlossene Vierseithofanlage, er enthielt alles, was ein Ökonomiepfarrer in der Blüte der Barockzeit in Bayern so brauchte: Ein nahezu herrschaftliches Wohnhaus mit vielen Schlafzimmern – für den Pfarrherrn, seine Kooperatoren sowie für die Köchin und das übrige Dienstpersonal –, dazu ein besonders prächtiges Prälatenzimmer, große Stallungen mit Heuböden, Wagenremisen, Dienstbotenkammern, Waschküche, Brunnenkammerl und allem sonstigen Zubehör bildeten den Ökonomieteil. Als richtiges Kunstwerk galt schon immer das ,Lavabo‘ am östlichen Ende der oberen Loggia: eine kleine Waschnische aus glasiertem Ton mit dem Bild: ,Jesus und die Samariterin am Jakobsbrunnen‘.“ (Diese Bibelszene bildet auch das Hochaltarblatt der Pfarrkirche.)
Die Pfarrer im neuen Pfarrhof
Dass es nicht nur Georg Stadler, sondern auch den übrigen Pfarrern in diesem edlen Pfarrhof recht behagte, lässt sich annehmen. Über Jahrhunderte hinweg war ja eine Pfarrstelle oft eine Lebensaufgabe.
Josef Bartinger, dem wir das wohlgeordnete Kirchenarchiv in Winhöring zu verdanken haben, hat sich die Mühe gemacht und die Amtszeiten unserer Pfarrer näher untersucht.
Von 1550 bis 1995, also in einem Zeitraum von 445 Jahren, waren nur insgesamt 24 Pfarrer tätig. (Pfarrer Josef Kurz, seit 1995 Pfarrer in Winhöring, ist nicht mitgezählt, weil seine Amtszeit hoffentlich noch länger währt). Die mittlere Amtszeit der 12 Pfarrer, die am längsten hier weilten, errechnete er mit 27,5 Jahren, womit sie eine Amtszeit von 332 Jahren abdecken.
In dem unter Georg Stadler erbauten Pfarrhof lebten insgesamt zwölf Pfarrer:
Der letzte war Prälat Eduard Hohenester, der in dem mittlerweile rund 240 Jahre alten, feuchten und zusehends verfallenden Bau seine Gesundheit eingebüßt hatte. Er bezog dann im Jahre 1968 den „neuen Pfarrhof“.
Das 20. Jahrhundert
Die Patrimonialgerichtsbarkeit, also die Rechtsprechung durch den Grundherrn, endete ebenso wie die Grundherrschaft 1848. Dienste und Abgaben der Bauern an den Grundherrn und die Kirchen fielen jetzt weg, das bäuerliche Nutzungsrecht wurde in Grundeigentum umgewandelt.
In der Zeit, in der Franz Xaver Keilhofer Pfarrer war (1889-1928), ließ Graf Hans Veit III. von Toerring-Jettenbach von der Gräflichen Schlossverwaltung landwirtschaftliche Anwesen aufkaufen und die gesamte Hoffläche aufforsten.
So verschwanden im Holzland um die Jahrhundertwende unter anderem die Anwesen Bach, Moos, Solling, Matzing.
Auf Pfarrer Keilhofer folgte Pfarrer Ludwig Laubner (1928-1949).
Auch er setzte sich zum Wohle der Bevölkerung ein und gründete 1936 in Winhöring die erste Spar- und Darlehenskasse. Die Büroräume wurden zunächst im Pfarrhof untergebracht.
Pfarrer Laubner war der letzte Ökonomiepfarrer, im Zweiten Weltkrieg nicht von Nachteil. Dem Regime stand er allerdings kritisch gegenüber.
So musste er sich Ende April 1945 im „Gunkelkeller“ (Rübenkeller) vor der SS verstecken. Ein französischer Kriegsgefangener soll ihm täglich unter Lebensgefahr etwas zu essen gebracht haben. Der derzeitige Pfarrmesner Johann Salzinger erinnert sich, dass vor der Bodenöffnung mit einer Treppe zu diesem Keller ein Holzstoß auf- geschichtet worden sei, um diese zu verstecken. Das Essen sei ihm an einem Seil hinunter gelassen worden.
Pfarrer Laubner erlitt im Sommer 1949 während einer „Volksmission“ einen Schlaganfall.
Die Nachkriegszeit als Denkmalpfleger
Nahezu 220 Jahre war der Pfarrhof mittlerweile alt, die Zeit war an ihm natürlich nicht spurlos vorübergegangen.
Aber, so Paul Werner, „nach dem Zweiten Weltkrieg erwies sich die Not zunächst als guter Denkmalpfleger: Baulich blieb alles beim Alten.“
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Pfarrhof bewirtschaftet. Danach diente er laut Staatsanzeiger „eine Zeitlang als Flüchtlingsheim und bot dann Platz für einen Gewerbebetrieb.“
Nach Auskunft von Winhöringer Bürgern wohnten in dem Gebäude, in dem heute die Bücherei untergebracht ist, zwei Familien. Im Türmchen des Pfarrhofs war eine Weberei mit Webstuhl tätig. Auch im Pfarrstadel war eine Weberei untergebracht, die sogar ausbildete.
Im September 1949 wurde Eduard Hohenester aus Tüßling zum Pfarrer von Winhöring berufen, in einer schwierigen Zeit.
So ermöglichte er lange Jahre kinderreichen Flüchtlingsfamilien ein erstes Unterkommen im Pfarrhof. Er ließ einen Kindergarten bauen und begründete viele soziale Einrichtungen.
Die Pfarrökonomie hatte er gleich zu Beginn aufgegeben. Er stellte in der Folge Grundstücke zur Verfügung, zum Beispiel für den Schulhausneubau. Wo heute die Schulturnhalle steht und links daneben sich der Parkplatz befindet, war vorher der große Pfarrgarten.
Pfarrer Hohenester engagierte sich in vielfältiger Weise, schuf viele soziale Einrichtungen und Neuerungen im kirchlichen Leben, ließ das alte Beinhaus zu einer Kriegergedächtniskapelle umgestalten, die Pfarrkirche innen und außen restaurieren, ebenso die Feldkirche und das Burger Kircherl.
Viele Ämter und Ehrungen wurden ihm zuteil, unter anderem Dekan, Bischöflicher Geistlicher Rat (Monsignore), 1976 Päpstlicher Ehrenprälat.
Anlässlich seines 40-jährigen Priesterjubiläums wurde er 1976 zum ersten Ehrenbürger Winhörings ernannt.
Der Zahn der Zeit hatte an dem ehrwürdigen Pfarrhaus genagt. Das Gemäuer war feucht geworden, der allmähliche Verfall war nicht mehr zu übersehen. Pfarrer Eduard Hohenester hat darin letztlich seine Gesundheit eingebüßt.
Nach 240 Jahren: Ein neuer Pfarrhof muss her!
Es steht außer Zweifel, dass der Pfarrhof nach so langer Zeit einer gründlichen Renovierung bedurfte und dass Heizung, Sanitäranlagen etc. dem Niveau der Zeit angepasst werden mussten. Es war auch klar, dass das sehr teuer kommen würde. Ein Neubau wurde als wirtchaftlicher ins Auge gefasst.
Paul Werner drückt das so aus:
„Erst in den späten Wirtschaftswunderjahren mit ihrem blindwütigen Fortschritts- eifer nahm man Anstoß an dem mangelhaften Wohnkomfort und der unrentablen Nutzung. Ein rigoroser Umbauplan wird bekannt: Der riesige unnütze Pfarrstadel soll weg, dafür muß endlich ein neues Pfarrhaus in modernem Bungalow-Stil mit Flachdach und Betonbalkon her – anderswo hat man ja auch schon aufgeräumt mit dem ,oid’n Glump‘ …“
Am 1. April 1968 richtete das Landesamt für Denkmalpflege einen verzweifelten Appell an das Bischöfliche Ordinariat in Passau, den höchstbedeutsamen Pfarrstadel zu erhalten. Es ließe sich „in den Pfarrstadel ein für alle modernen Bedürfnisse ausgestattetes Jugendheim mit Saal einbauen, wofür der an sich zum größten Teil recht gesunde Baubestand sich bestens eignet.“
Alles umsonst!
Der Pfarrstadel wurde abgerissen – sehr zum Befremden des Landeskonservators – und der Pfarrbungalow wurde gebaut.
Dekan Hohenester zog nun in das neue Gebäude mit modernen Sanitäranlagen und Zentralheizung.
Und der alte Pfarrhof?
Er wurde nicht mehr gebraucht, hatte seinen Sinn verloren. Aber die Winhöringer hatten „ihren Pfarrhof“ ins Herz geschlossen und bemühten sich, eine angemessene Wiederbelebung der Gebäude zu finden.
Nach Jahren des Verfalls wurde der Pfarrhof saniert, was nicht zuletzt dem Einsatz des damaligen Kirchenpflegers Hans Eberl zu verdanken ist.
Die Sanierungskosten wurden auf nicht aufzubringende 4,5 Millionen DM geschätzt. Dank vieler Spenden und die Arbeit vieler freiwilliger Helfer war es möglich, die Kosten auf 1,2 Millionen DM zu senken.
1991 wurde der Südteil des Westtraktes, der ehemals als Stallung gedient hatte, mit den darüber liegenden Gesinderäumen zu einer Pfarr- und Gemeindebücherei umgebaut.
Der anschließende ehemalige Stalltrakt beherbergt jetzt im Erdgeschoß den Pfarrsaal, im ersten Stock sind die Räume ebenfalls sinnvoll genutzt, vor allem für das Pfarrarchiv.
Auch in das Pfarrwohnhaus ist wieder Leben eingekehrt. Das altehrwürdige Gemäuer präsentiert sich jetzt auch wieder von seiner besten Seite, genutzt von den Pfadfindern, Jugend- und Musikgruppen und Vereinen.
Der „Alte Pfarrhof“, wie er jetzt offiziell genannt wird, ist wieder ein ansehnliches Vorzeigeobjekt im Zentrum von Winhöring und die Winhöringer sind stolz auf ihn. Das neue Pfarrwohnhaus verbirgt sich inzwischen für den Betrachter weitgehend hinter Bäumen.
Einer der Ammänner in der Bamberger Zeit verliebte sich offensichtlich in den Rund- blick von dem Bühel (Hügel) jenseits der Isen am Abhang vor dem dicht bewaldeten Höhenzug. Von hier aus konnte er die ihm anvertraute Hofmark überblicken, weit, bis zum Inn, ja bis zu den Alpen konnte sein Blick schweifen. Einen schöneren Platz für seinen Wohnsitz konnte er sich nicht vorstellen. Sein Name: Wilhelm von Frauen- hofen. Also ließ er sich hier um 1400 ein Schloss errichten und nannte es „Frauenpichl“ (Frauenbühl).
Als mehr als zwei Jahrhunderte später die Grafen von Törring Besitzer der Hofmark wa- ren, kaufte Graf Hans Veit II. das inzwischen baufällige Schloss und ließ es 1621/22 von dem Neuöttinger Stadtmaurer Michael Oettl neu aufbauen.
Wieder ein Jahrhundert später – die Törringer hatten Winhöring von den Freiherren von Richel nach 80 Jahren wieder zurückgekauft – ließ Graf Ignaz Felix es von 1721 bis 1730 zu einer barocken Schlossanlage umgestalten.
Das alles kann man in Teil 2 ausführlich nachlesen.
Die Grafen zu Toerring-Jettenbach sind bis heute Besitzer von Schloss Frauenbühl. Nachdem die schweren Zeiten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts überwunden waren (Kriege, Besetzung durch die Amerikaner, Verwendung als Caritas-Altenheim), in denen auch das Schloss vom äußeren Glanz etwas eingebüßt hatte, setzte es sich die Gräfliche Fami- lie zum Ziel, es wieder in alter Pracht erstrahlen zu lassen.
Das Schloss –
ein Kunstdenkmal
Das Schloss ist eine „Vierflügelanlage“ mit zweistöckigem Ostflügel (ehemalige Ökonomie) und dem dreistöckigen Wohn- bau. Die Unregelmäßigkeit der Fensterach- sen an der Eingangsfront ist durch die wech- selnden Bauphasen bedingt. Die Mittelachse mit dem Portal ist durch reiche Stuckatur und Besitzerwappen hervorgehoben.
Der Vorhof beeindruckt durch seine Wei- te. Er setzt das Schloss gezielt in Szene, nichts stört den Blick auf den prächtigen Bau. Entlang der Einfassungsmauern wur- den Spaliere angelegt. Die Obstbäumchen, nicht nur variierend durch ihr Laub in ver- schiedenen Grüntönen, sondern auch durch die Auswahl der Früchte, werden stets zuge- schnitten und so in Form gehalten
Burg: Vom Adelssitz zur begehrten Wohnlage
Einst Adelssitz der Herren von Trenbeck
Nähert man sich Burg von Steinhöring her, grüßt als erstes das „Burger Kircherl“.1 Da- neben erblickt man ein Wohnhaus, das sich durch seinen Baustil von den Häusern in der Nachbarschaft abhebt.
Die spätgotische Burgkapelle ist der Rest des einstigen mittelalterlichen Sitzes der Herren von Trenbeck.Ein Schloss vergleichbar mit Frauenbühl war „Burgfried“, wie es früher hieß, allerdings nicht. Mit Burgfried bezeichnete man eine Bannmeile um eine Burg herum, einen geschützten Rechtsbereich, in dem der adelige Grundherr das Sagen hatte. Nach dem Aussterben der Herren zu Trenbeck war Burgfried in den Besitz der Freiherren von Richel übergegangen und gehörte fortan zur Hofmark Winhöring.
Da das alte Schloss Burgfried – seit 1637 unbewohnt – baufällig war, ließ es Max Joseph Freiherr von Richel 1721 niederreißen und an seiner Stelle ein kleines Schloss, das oben erwähnte „Wohnhaus“, und die Kapelle errichten. 1755 verkaufte er den gesamten Besitz Burgfried an die Grafen von Toerring-Jettenbach.
Im Statistischen Güterverzeichnis von 1752 sind neun Anwesen unter „Burgfried“ und drei kleine „Häusl“ unter „Burg“ aufgeführt, alle zur Hofmark Winhöring gehörend.
Das „kleine Schloss“ wird Wohngebäude
Im 19. Jahrhundert wurden die ehemaligen Remisen und Stallungen zu Wohnungen umgebaut, wobei die stufenförmige Anordnung der Gebäude erhalten blieb. Aus den Akten der Familie Edmaier in Burg geht hervor, dass das „kleine Schloss“ von den Vorfahren der genannten Familie zuerst in Erb-Leihe bewohnt wurde. Ein Erbbrief, ausgestellt am 28. September 1821 vom Grundherrngericht Winhöring, besagt, dass ein Joseph Edmaier bei der Übernahme des väterlichen Erbes (Schloss mit Garten) mehrere Pflichten zu erfüllen hatte. So durften zunächst am Schlossgebäude keine baulichen Veränderungen ohne Einverständnis des Grundherrn vorgenommen werden. Weiter musste Joseph Edmaier an den Grundherrn, Joseph August Graf von Toerring und Tengling, jährlich 1 Gulden 50 Kreuzer Scharwerksgeld (Steuer als Ersatz für die zu leistenden Dienste), eine Stift (Zahlung für die Überlassung des Lehens) von 1 Gulden 14 Kreuzer, und für den halben Garten 15 Kreuzer entrichten. Außerdem musste Joseph Edmaier sich bereit erklären, bei den jährlichen Treibjagden mitzuwirken.
Joseph Edmaier hat später, vermutlich bei der Aufhebung der adeligen Grundherrschaft 1848, das Schloss käuflich erworben. Der Kaufpreis betrug 280 Gulden. Aus „Burgfried“ wurde im Laufe der Zeit kurz „Burg“. Es sind jetzt schon annähernd 200 Jahre, die Schloss Burg im Besitz der Familie Edmaier ist.
Bauen in herrlicher Sonnenlage
Ende der 1960er Jahre hatte die Gemeinde Winhöring am Südhang des Burger Berges nach jahrelangen Vorbereitungen und Vorplanungen 62 Bauparzellen aufgeschlossen, die nun zu einem günstigen Preis zum Kauf angeboten wurden, zu einem Quadratmeterpreis von 11 DM bis 20 DM. Wie aus einem Inserat in der Lokalzeitung1 zu entnehmen ist, ein ideales neues Wohngebiet: verschiedene Grundstücksgrößen nach Wahl, von den rauen Nord- und Ostwinden durch die Innhöhen abgeschirmt, nahe dem Waldrand, die Häuser in Staffelform angeordnet, so dass auf jedes Haus die Sonne frei einstrahlen kann. Und dann die Aussicht auf die nahen Städte Alt- und Neuötting, auf die Voralpenlandschaft jenseits des Inn und (vor allem bei Föhn) auf das Alpenpanorama! Abseits von Verkehr und Industrielärm, unbehelligt von Staub, Rauch und Abgasen könne man dort sein kleines Paradies genießen. Eine Traumlage! Da mussten sich doch die Bauwilligen darum reißen!
Zudem wurden der Anschluss an die Strom- und Trinkwasserversorgung und die Kanalisation zugesichert, ebenso künftig ausgebaute Teerstraßen im ganzen Baugebiet. Ein Einkaufszentrum für Waren des täglichen Bedarfs wurde in Aussicht gestellt. Aber vorerst konnte man nur auf staubigen Feldwegen von der Omnibushaltestelle oder vom Bahnhof Neuötting nach Burg gelangen. Versprochen wurde aber auch der Anschluss an die B 299 bis Baubeginn.
Anfang 1962 beklagte der Winhöringer Bürgermeister Josef Jung, dass vorerst nur mit 13 Käufern gerechnet werden könne. Diese Zahl sei aber zu gering, um mit der Verwirklichung des Projekts beginnen zu können. Der Bau der Erschließungsanlagen rentiere sich erst, wenn 75 % der Grundstücke verkauft seien. Aber dann würde jeder Käufer bei Baubeginn die genannten Erschließungsanlagen und fertigen Straßen vorfinden. Beim Grundstückskauf würde jeder Bauherr auch gleich den von ihm zu erbringenden Anteil an den Erschließungskosten erfahren, hieß es.
Dennoch lief der Verkauf der Parzellen in dieser einmaligen Wohnlage nur zögerlich an. In den Folgejahren jedoch entwickelte sich Burg zum begehrten Wohngebiet in ruhiger, nicht verbaubarer Sonnenlage, erschlossen durch drei Straßen, die Trenbeck-, Burgfried- und Drei-Köhler-Straße. Das neue Siedlungsgebiet schließt im Osten an „Alt-Burg“ an, die Gebäude um den historischen Kern. Bedingung war, dass die freie Sicht auf diesen nicht zugebaut werden dürfe.
Das Bartholomäus- Kirchlein in Burg
Das Burger Kirchlein in seiner jetzigen Gestalt ist die Schlosskapelle von Sitz Burgfried aus dem frühen 16. Jahrhundert. Es muss aber einen Vorgängerbau gegeben haben. Möglicherweise hat schon Hanns Berger von Waldberg, der 1392 das Schloss Burgfried erbaut hatte, dazu auch eine Kapelle errichten lassen. Diese kann aber auch von seinem Schwiegersohn Hans von Trenbeck, dem ersten aus dem Geschlecht derer von Trenbeck, und seiner Ehefrau Elisabeth, der Tochter des Hanns Berger, gebaut worden sein. 1467 heißt es von dem Gotteshaus: „So oft die Siechenmeister zu Neuötting ihre Stiftungsbestimmungen nicht erfüllen, sind sie „dem heyligen Herrn Sanct Bartholome unnd seinem Gottshaus zu Burckfride zu unleßlicher Peen (nicht erlassbarer Strafe) verfallen“ mit vier Pfund Wachs.
Ortolf Trenbeck sprach von „unser(er)
Capellen zu Burgkfride“ und stiftete mit
seiner Ehefrau Margaret am St. Veits-Tag
(15. Juni) des Jahres 1470 dorthin eine Wochenmesse.
1516 hatte Bernhardin von Trenbeck das Schloss auf dem Hörndl in Burg neu aufbauen lassen. Man kann davon ausgehen, dass dabei auch die Burgkapelle erneuert worden war. Im Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler kann man lesen, dass das heutige Kirchlein ursprünglich mit dem Schloss Burgfried fest verbunden war und in der ersten Hälfte des 16. Jh. errichtet wurde. Es hat einen gotischen Grundriss, zwei Joche und ein Netzgewölbe. Das Altarbild, wahr- scheinlich aus dem 17. Jh., zeigt die Schutzmantelmadonna und die Stifterfamilie und darüber das Wappen der Trenbeck. Im oberen Teil des Altars steht die ausdrucksstarke Schnitzfigur des heiligen Bartholomäus, des Schutzpatrons der kleinen Kirche. Sie stammt ebenfalls aus dem Anfang des 16. Jh. Nachdem 1637 Christoph Trenbeck in Neuötting als der letzte seines Namens gestorben war, ging Burgfried zunächst an den Freiherrn von Gumppenberg und 1639 schließlich an Bartholomäus Richel, der es in seiner Familie weitervererbte. Das Schloss war seit 1637 unbewohnt und baufällig geworden. Der Kupferstecher Michael Wenig schrieb 1721: „Burgfrid aber ist gar nit mehr zu bewohnen, als welches das Alter zu einem Steinhaufen gemacht.“ Max Josef Freiherr von Richel ließ es noch im gleichen Jahre niederreißen und an derselben Stelle ein neues Schloss und ein Kirchlein errichten. Dabei ist vermutlich das Mauerwerk der Burgkapelle stehen geblieben und die Kapelle als eigener Bau überdacht und mit einem barocken Türmchen versehen worden.
Das „Burger Kircherl“ ist als einzige Erinnerung an die mittelalterliche Burg und die edlen Herren von Trenbeck geblieben. Bis 1965 blieb es im Besitz des Grafen zu Toerring-Jetten- bach, der es schließlich der Pfarrei Winhöring übereignete.
Blick über das Inntal bis in die Alpen
Blick über Holzen bis zu den Alpen
Blick über das Holzland in die Alpen
Isenbrücke (Aussichtspunkt Wasseramsel)
Wir befinden uns nördlich der Ortsmitte, dort wo die Toerringstraße (Kreisstraße AÖ3) die Isen quert. Auf der Isenbrücke stehend, bieten sich zwei Ausblicke.
Von hier aus flussabwärts mündet die Isen nach ca. 3 Kilometern in den Inn. Mit dem Blick auf das Flussbett lässt sich erahnen, wozu die Isen fähig ist, wenn anhaltender Starkregen im Ober- und Mittellauf sie zu einem gefährlich reißenden Gewässer werden lässt. Nicht umsonst trägt sie ihren Namen: Isen stammt vom indogermanischen Wort ‚eis‘ ab, was „sich heftig und schnell bewegen“ bedeutet.
Flussaufwärts gesehen donnert die Isen über einen die gesamte Flussbreite überspannenden, ca. 4 m hohen, künstlich geschaffenen Wasserfall. Wer Geduld aufbringt und genau hinschaut, der entdeckt vielleicht die Wasseramsel, wenn sie hinter dem Schleier des herabfallenden Wassers zu ihrem Nest fliegt. Schon seit vielen Jahren baut sie an dieser uneinsichtigen Stelle ihr Nest.
Bamberger Platz
Mit dem Bamberger Platz hat die Gemeinde zentrumsnah eine grüne Oase geschaffen: Schattenblüher unter den Bäumen wechseln sich ab mit Blumen, die das volle Sonnenlicht brauchen. Ein Feuchtbiotop eingerahmt von Hecken, versteckte Eckchen, ein abgeschirmtes schattiges Bankerl zum Sinnieren, Abschalten oder für gemeinsame Momente. Wer den Blick dafür hat, für den ist der Bamberger Platz ein kleiner verwunschener Platz natürlicher Vielfalt.
Bankerl-Bahnlinie-Aussicht
Das Bankerl am Feldweg entlang der Bahnlinie nach Töging ist ein gern besuchter, aber nur eingeweihten Einheimischen bekannter Platz, mit einem herrlichen Blick über die Feldflur. Wer den Sonnenuntergang liebt, der findet hier seine Erfüllung. Jeder Sonnenuntergang präsentiert sich hier in einem anderen Licht. Ab und an durchbricht der vorbeifahrende Zug die Stille. Wer ein Fernglas dabei hat und die notwendige Geduld aufbringt, der kann oftmals auf der weiten Fläche Reh und Fuchs, Falken und Bussarde beobachten; dem Ungeduldigen und Hastigen bleiben sie eher verborgen. An sonnigen Tagen gaukelt dem Ruhenden auch gerne mal ein Schmetterling vor der Nase hin und her. Den Tag ausklingen lassen, zur Ruhe kommen – auf dem Bankerl eine Wonne.
Das Wasser ein und desselben Flusses (der Isen) trifft im rechten Winkel aufeinander, fließt über- bzw. untereinander und berührt oder vermischt sich trotzdem nicht, um sich anschließend wieder voneinander zu entfernen. Zu beobachten an der Isen, im Nordwesten Winhörings. Der Isenkanal, der beim Sägewerk Aufham abgezweigtes Isenwasser führt, speist den Isensee (ein Rückhaltebecken für Wasser zur Stromgewinnung im Kraftwerk Enhofen). Auf seinem Weg dorthin bildet die Isen für das Kanalwasser ein Hindernis. Das Wasser des Isenkanals überwindet die Isen, indem es unter der Isen hindurchfließt und auf der anderen Seite in ca. 100 m Entfernung wieder ans Tageslicht tritt. Mit dem Düker kann hier eine uralte Erfindung der Menschheit betrachtet werden, die nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren ohne Einsatz von Energie funktioniert. Wegen der Düker-Verbauung ergießt sich die Isen über einen ca. 3 m hohen Wasserfall. Die vielen Verbauungen der Isen im Bereich Winhörings waren ursprünglich zur Reduzierung der Fließgeschwindigkeit der Isen gedacht. Ihr großes Manko ist aber die fehlende Durchlässigkeit für wandernde Fische und damit an Artenverlust im Fließgewässer.
Die Eiche – ein Sinnbild der Lebenskraft
Traubeneiche, Wintereiche Quercus petraea
Stieleiche, Sommereiche Quercus robur
Familie: Buchengewächse Fagaceae
Keltischer Baumkalender
Tag der Eiche: 21. März, 10. Juni bis 7. Juli
Allgemeine Info
Unter alten Eichen liegt ein ganz besonder Zauber. Sie strahlen eine besondere Energie aus. Selbst Blitzeinschläge scheinen ihr nichts anhaben zu können. Gerne stehen sie auf Kreuzungspunkten von Wasseradern, in die bevorzugt der Blitz einschlägt. Als Blitzableiter dient ihre mächtige Pfahlwurzel, die sich so tief in die Erde bohrt, bis sie auf Wasser trifft. Wegen der Gefahr des Blitzeinschlages wurden Eichen nur selten als Haus- und Hofbaum angepflanzt.
Im Frühjahr sprießen die Eichenblätter sehr spät. Sie möchte damit den Winterfrösten entgehen, die ihr durchaus schaden können. Deshalb hat sie sich auch nicht in den Hohen Norden oder nach Sibirien ausgebreitet.
Zu ihrer Verbreitung tragen Eichhörnchen und Eichelhäher bei, die die Eicheln als Vorrat über den Winter im Boden vergraben. Da nicht alle Früchte gefunden werden, entstehen neue Sämlinge.
Die Eiche bietet Lebensraum für über 500 Arten . Neben Spinnen, Insekten und Vögeln, leben auch zahlreiche Säugetiere von dem mächtigen Baum. Das widerstandsfähige, harte Holz der Eiche ist im Holzbau sehr beliebt. Da es bis zur Verarbeitung mehrere Jahre dauert, ist das Holz für Möbel, Parkett oder Schiffsbau, sehr teuer.
Heilwirkung
Als Hauptanwendung findet die gerbstoffreiche Eichenrinde Verwendung. Ihre zusammenziehenden, entzündungshemmenden, keimtötenden und blutstillenden Eigenschaften, werden bei Entzündungen, Wunden, Hautausschlägen und Fußschweiß angewendet.
Überlieferung
Für die Kelten galt die Eiche als heiliger Baum. Vom keltischen Namen der Eiche “dair” leitet sich die Bezeichnung für Druide ab. Druiden sind die geistigen Führer der Kelten und ernteten das heilige Gewächs, nämlich die Eichenmistel mit einer goldenen Sichel, in ihren Baumkronen. Aus der Mistel wurden Amulette gefertigt, die den Träger vor Dämonen und Krankheit schützen soll.
Im 18. Jahrhundert wurde die Eiche aufgrund ihrer Eigenschaften als freiheitsliebender und stolzer Baum, als Wappenbaum der Deutschen.
Geschichten
Quellen:
Michael Vescoli – Der Keltische Baumkalender
Susanne Fischer-Rizzi – Blätter von Bäumen
Fred Hageneder – Der Geist der Bäume
Das „Eichenwäldchen“ ist eines der sieben Naturdenkmäler im Gemeindebereich von Winhöring. Das flächige Naturdenkmal ist ein ca. 3 ha großes Waldstück im Westen Winhörings. Es liegt direkt neben dem Isensee, an seinem Nordufer. Das „Oacha-Woidl“ ist der Rest eines noch über das Mittelalter hinaus als Hutewald (ausschließlich zur Weide „Hutung“ von Vieh) genutzten (Ur-)Waldgebiets. Die Eichen sind weit von ihrem möglichen Höchstalter (500 Jahre und mehr) entfernt. Und doch lässt ihre bereits erreichte Mächtigkeit in der Abenddämmerung oder einer Vollmondnacht dem einsamen Wandersmann die Zeit unserer Vorfahren erspüren (es ist nicht schwer, sich hier Wegelagerern ausgesetzt zu fühlen). Wenn ein lauer Wind durch den Wald zieht, hört man die Bäume „sprechen“. Abhängig von Jahreszeit und Wetterlage versprühen die pfeilschnellen Flüge der Fledermäuse oder die aufflackernden Lichter der Glühwürmchen ihre Faszination.
Enhofen ist ein kleiner Ortsteil, mit wenigen Häusern im Süd-Westen von Winhöring. Man überquert den unbeschrankten Bahnübergang Richtung Inn, biegt unmittelbar nach den Gleisen rechts ab, und schon wandert man auf dem Feldweg entlang der Bahnlinie. Mal schaut man auf die Bahnlinie herab, mal geht man unterhalb des Bahndamms. Im Sommer und Herbst hat der Blumenfreund seine Freude am wildwuchernden Wiesenhang.
Nach rd. 2 km quert der Wanderer die Autobahn A94 und hat die Wahl: Rechts nach Töging, über den Bahnübergang bei Töging/Dorfen und den Radweg zurück nach Winhöring/Enhofen. Oder links Richtung Inn nach Töging/Hart; von hier aus auf einem wenig begangenen Rundweg, gesäumt von Wiesenflächen und in geringer Entfernung begleitet vom Aubach zurück nach Winhöring/Enhofen.
Staik ist einer der 38 Ortsteile, liegt im Westen Winhörings, besteht als Weiler aus zwei Bauernhöfen und liegt in einer Ostschleife der Isen. Damit die Landwirte zur Bestellung ihrer Felder auf die Nordseite der Isen gelangen können, wurde eine Furt angelegt. Sie kann ausschließlich bei Niedrigwasser benutzt werden. Dann heißt es Schuhe aus und barfuß durch die (für Erwachsene) kniehohe Isen waten. Überschreitet die Wasserhöhe die Knie eines Erwachsenen ist dringend vom Durchschreiten abzuraten; die Strömung ist dann so stark, dass sich ein Erwachsener nicht mehr auf den Füßen halten kann. Bei Niedrigwasser lädt die Furtstelle mit ihrer Kiesbank zum Verweilen und Ausruhen ein. Hat man die Furt von Staik Richtung Norden durchschritten, hat man die Wahl: Wendet man sich nach Westen, gelangt man zur Sägemühle Aufham. Folgt man dem Weg Richtung Osten (und überquert den Isenkanal auf einer kleinen Brücke), gelangt man auf zwei Alternativrouten nach etwa 3-4 Kilometer wieder zurück zur Ortsmitte: südöstlich vorbei an der Furt mit den „Schokoripperl“ oder nordöstlich über den Weinberg.
Wasserwirtschaftsamt Traunstein baut Aufstiegshilfe in der Isen – Ökologische Durchgängigkeit hilft, Fischbestand zu sichern und zu mehren
Die Fische sollen dann von der Inn-Mündung bei Neuötting ohne Hindernisse flussaufwärts schwimmen können bis zur Ortsmitte von Winhöring. Später einmal auch weiter. Um dies zu erreichen, wird die Behörde vier Querbauwerke im Fluss neugestalten. Das Wehr am Sportplatz ist bereits zur Fischaufstiegshilfe umgebaut. Auch die Arbeiten am Steinwall im Ortsteil Steinhöring sind jetzt abgeschlossen. Die Umbauten der Wehre auf Höhe der Ortsmitte von Winhöring und in Staik folgen zum Jahreswechsel 2023/24 beziehungsweise 2024/25.
Hindernisse verschwinden
In den 1950er-Jahren war der rund 20 Meter lange Wall aus geschüttetem Granit-Stein nahe der Steinhöringer Brücke entstanden. Wobei offen ist, ob er tatsächlich in dieser Form geplant wurde, oder eigentlich ganz anders aussehen sollte. Noch zu dieser Zeit jedenfalls war es üblich, Flüsse zu lenken und zu begradigen, um Land zu gewinnen. Im Zuge jeder Begradigung stieg jedoch die Fließgeschwindigkeit des Wassers. Mitgeführte Steine und anderes Geschiebe wurden schneller abtransportiert. In der Folge tiefte sich der Fluss ein. Das Grundwasser senkte sich ab. Gemauerte Abstürze sollten helfen, die Energie umzuwandeln und die Fließgeschwindigkeit zu senken, um eine weitere Eintiefung zu verhindern. In den vergangenen Jahren allerdings lagen die Steine in der Isen scheinbar ohne Ordnung und lose im Wasser. Die Struktur des ehemaligen Walls war so porös, dass das Wasser im Bauwerk versickerte. So konnten auch die Fische das Hindernis bei Verhältnissen mit wenig Wasser auf ihrem Weg flussaufwärts nur schwer überwinden. Das hat sich geändert.
Aus losen Steinen wird eine Fischaufstiegshilfe
Die Arbeiter der Flussmeisterstelle Salzach, die zum Wasserwirtschaftsamt Traunstein gehört, haben die Anlage umgebaut. Sie haben dazu sowohl die Granitsteine vor Ort genutzt, als auch Steine vom Uferumbau an der Salzach bei Tittmoning. Die Steine liegen jetzt versetzt und bilden eine Art Rinne. Auf diese Weise können die Fische ohne Probleme flussaufwärts schwimmen, um in neuer Umgebung neue Nahrungs- und Laichgebiete zu finden. Eine ökologische Durchgängigkeit ist erreicht – ganz im Sinne der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Die Randbereiche der nun etwa 40 Meter langen Fischaufstiegshilfe sind mit Kies und Steinen vor Hochwasser gesichert. Die entstandenen Steinbauten helfen, die Uferböschung zu sichern. Wer möchte, kann ohne Gefahr zum Fluss hinuntergehen.
Mit einem Chip im Bauch den Fluss hinauf
In der Isen beheimatet sind vor allem Barbe und Nase sowie Aitel und Bitterling. Sogar ein Laichaufstieg des Huchen sei zu erwarten, sagt Dr. Manfred Holzner, Vorsitzender des Fischereivereins Mühldorf. Mit ihm steht das Wasserwirtschaftsamt Traunstein in enger Abstimmung. Getragen wird die Zusammenarbeit von dem Ziel, mit der ökologischen Durchgängigkeit den heimischen Fischbestand zu sichern und zu mehren.
Wie die Fische im Bereich der Isen wandern, wird in den kommenden Jahren in einem Projekt von Wasserkraftbetreiber VERBUND und TU München, Fachbereich Aquatische Systembiologie, genau analysiert. Dazu werden die Fische mit einem winzigen Chip versehen, der keine Stromversorgung benötigt. Antennenkonstruktionen können so die Bewegungsdaten des Fisches erfassen. Die dafür erforderliche Empfangsanlage besteht aus einem auffälligen Betonwürfel samt Solaranlage. Er steht direkt auf Höhe der Aufstiegshilfe bei Steinhöring.
Die Eiche – ein Sinnbild der Lebenskraft
Traubeneiche, Wintereiche Quercus petraea
Stieleiche, Sommereiche Quercus robur
Familie: Buchengewächse Fagaceae
Keltischer Baumkalender
Tag der Eiche: 21. März, 10. Juni bis 7. Juli
Allgemeine Info
Unter alten Eichen liegt ein ganz besonder Zauber. Sie strahlen eine besondere Energie aus. Selbst Blitzeinschläge scheinen ihr nichts anhaben zu können. Gerne stehen sie auf Kreuzungspunkten von Wasseradern, in die bevorzugt der Blitz einschlägt. Als Blitzableiter dient ihre mächtige Pfahlwurzel, die sich so tief in die Erde bohrt, bis sie auf Wasser trifft. Wegen der Gefahr des Blitzeinschlages wurden Eichen nur selten als Haus- und Hofbaum angepflanzt.
Im Frühjahr sprießen die Eichenblätter sehr spät. Sie möchte damit den Winterfrösten entgehen, die ihr durchaus schaden können. Deshalb hat sie sich auch nicht in den Hohen Norden oder nach Sibirien ausgebreitet.
Zu ihrer Verbreitung tragen Eichhörnchen und Eichelhäher bei, die die Eicheln als Vorrat über den Winter im Boden vergraben. Da nicht alle Früchte gefunden werden, entstehen neue Sämlinge.
Die Eiche bietet Lebensraum für über 500 Arten . Neben Spinnen, Insekten und Vögeln, leben auch zahlreiche Säugetiere von dem mächtigen Baum. Das widerstandsfähige, harte Holz der Eiche ist im Holzbau sehr beliebt. Da es bis zur Verarbeitung mehrere Jahre dauert, ist das Holz für Möbel, Parkett oder Schiffsbau, sehr teuer.
Heilwirkung
Als Hauptanwendung findet die gerbstoffreiche Eichenrinde Verwendung. Ihre zusammenziehenden, entzündungshemmenden, keimtötenden und blutstillenden Eigenschaften, werden bei Entzündungen, Wunden, Hautausschlägen und Fußschweiß angewendet.
Überlieferung
Für die Kelten galt die Eiche als heiliger Baum. Vom keltischen Namen der Eiche “dair” leitet sich die Bezeichnung für Druide ab. Druiden sind die geistigen Führer der Kelten und ernteten das heilige Gewächs, nämlich die Eichenmistel mit einer goldenen Sichel, in ihren Baumkronen. Aus der Mistel wurden Amulette gefertigt, die den Träger vor Dämonen und Krankheit schützen soll.
Im 18. Jahrhundert wurde die Eiche aufgrund ihrer Eigenschaften als freiheitsliebender und stolzer Baum, als Wappenbaum der Deutschen.
Geschichten
Quellen:
Michael Vescoli – Der Keltische Baumkalender
Susanne Fischer-Rizzi – Blätter von Bäumen
Fred Hageneder – Der Geist der Bäume
Aussichtspunkt in Kager über Innau Neuötting und südlichen Landkreis
Der „Hinkelsteinplatz“ ist eine Grünanlage im Westen Winhörings, dort, wo Oberfeldstraße und Mühlgasse im Spitz zusammenlaufen. Er verdankt seinen Namen einem Steinblock, ähnlich dem, der Obelix charakterisierte. Die drei eindrucksvollen herrschaftlichen, ca. 30 m hohen Sommerlinden, geben dem in ihrer Mitte ruhenden Feldkreuz einen würdigen Rahmen. Die beiden Ruhebänke werden gerne genutzt, vielleicht weil sie Sonnen- und Schattenplätze bieten. Vielleicht aber auch, weil sich vom Frühjahr bis in den Herbst Blumen und Gräser frei entfalten dürfen und das Blühen und Insektentreiben in der Wiese zum Abschalten der Gedanken einlädt. Als eine der ersten Blüher bieten die beiden Kornelkirschen Insekten nach ihrer Winterruhe die erste so wichtige Nahrung an. Rötlich blühende Alpenjohannisbeere, weißblütiger Weißdorn mit seinen roten Früchten im Herbst, die blauen Beeren des Liguster, der Duft der Erdbeeren, die reichblühenden Buschrosen mit den fleischigen Hagebutten, aber vor allem die überreiche Blüte der Linden und die Artenvielfalt an Wiesenblumen (die sich, wie durch ein Wunder, von selbst hier ansiedeln) verleihen diesem Platz, als Biotop für Insekten zwischen all den gepflegten Gartenanlagen, eine besondere Note.
Gewöhnliche Rosskastanie
Namen: Rosskastanie, Aesculus hippocastanum
Familie: Rosskastaniengewächse
Allgemeine Info:
Die Kastanie ist beliebt bei Alt und Jung. Als beliebter Biergartenbaum, hat er bestimmt schon viele unglaubliche Geschichten gehört. Kinder lieben im Herbst die Früchte, die aus ihrer stacheligen Hülle purzeln und zum Basteln einladen. Aber auch Wildtiere freuen sich an den Kastanien, da sie eine wertvolle Winternahrung geben. Für Menschen sind die Früchte nicht essbar.
Die Kastanie ist in ganz Europa und auch fast in der gesamten nördlichen Halbkugel heimisch. Aufgrund ihrer stattlichen Größe, ist sie ein beliebter Alleebaum, aber auch in Parks und Grünanlagen ist sie zu finden. Leider kämpft die Rosskastanie mit zwei “Schädlingen”. Einer bakteriellen Rindenkrankheit und der Balkan-Miniermotte. Beide setzen ihr schwer zu und so mussten schon viele Bäume gefällt werden.
In der Holzverarbeitung wird die Kastanie kaum verwendet, dafür hat sie tolle Eigenschaften in der Naturheilkunde und Kosmetik.
Heilwirkung
Die Anwendung als Heilmittel fand erst spät Anwendung.
Durch ihre blutreinigenden, blutstillenden und entzündungshemmenden Eigenschaften wird sie vor allem als Venentonikum bei Krampfadern oder Hämorrhoiden eingesetzt.
Überlieferung
Bei den alten Griechen galt die Frucht der Kastanie als “Eichel des Zeus”, bei den Arabern als “Fürst der Eicheln”. In Wien wurde 1576 erstmals eine Rosskastanie aus Samen gezogen. Erst im 17. Jahrhundert verbreitete sie sich langsam über Mitteleuropa.
Geschichten
Als vorbeugendes Mittel gegen Rheuma und Gicht soll Früher schon alleine das Tragen von Rosskastanien-Früchten in der Hosentasche ausgereicht haben.
Quellen:
Adelheid Lingg – Bäume & die heilende Kraft des Waldes
Renato Strassmann – Baumheilkunde
Schon einmal über Wasser gegangen, ohne nass zu werden? Die „Schokoripperl“ machen es möglich – solange kein Hochwasser die Isen hinunter rauscht. Aus Beton gegossene Trittsteine, jeweils im Abstand einer Schrittlänge, ermöglichen dem Fußgänger die Durchquerung der Isen an dieser Furt, oberhalb des Dükers [sh. 12], trockenen Fußes.
Mit etwas Fantasie sieht sich der Betrachter in der Aneinanderreihung der Trittsteine an die Rippchen einer Schokolade erinnert. Ein Ort mit Ausstrahlung: Stell dich in die Mitte des Flusses und lass deinen Blick die Isen flussauf- und flussabwärts wandern. Mit seinen wilden Ufersäumen links und rechts einerseits und andererseits der Vorstellung des über die Dükerverbauung stürzenden Wassers. Von hier aus ist es knapp ein Kilometer Fußweg bis zum Isen-Stausee.
An der Furt können Natur pur und die Faszination physikalischer Gesetze (das Prinzip kommunizierenden Röhren) erlebt werden. Wer gut aufpasst, kann an dieser Stelle einen der schillerndsten, aber auch seltensten einheimischen Vögel beobachten. Selten macht einem der scheue Geselle die Freude, auf einem Ast auf Beute lauernd zu verharren. Wenn überhaupt, dann bemerkt man ein juwelartig blau schimmerndes Etwas durch die Luft schießen. Der Eisvogel, der einzige unter den weltweit rd. 90 Eisvogelarten, der in unseren Breiten lebt, stellt hier mit Tauchstößen kleinen Fischchen nach. Der scheue Vogel ist auf nahrungsreiche und saubere Gewässer angewiesen.
Der Gast, der den Weg hinauf zum Schloss Frauenbühl nimmt, kommt an einer Streuobstwiese vorbei. Sie liegt, nicht auf den ersten Blick erkennbar, direkt hinter dem Autoparkplatz und den Kastanienbäumen. Ehemals Wertstoffhof und Grüngutsammelstelle, wurde die Fläche zu einem Biotop umgestaltet.
Auf der kleinen Streuobstwiese wachsen diverse Obstbäume, die Kenner können die Obstbaumart auch schon vor dem Tragen der Früchte identifizieren. Ansonsten bietet sich der Herbst an um beim Verkosten der Früchte herauszufinden, welcher Obstbaum sich hier entfalten darf. Ein wunderschöner Weg führt rechter Hand an der Streuobstwiese vorbei. Neben der Obstbaumblüte verzaubert den Wanderer der Hang unterhalb des Schlosses mit seiner Blütenpracht an Frühlingsblühern.
Die Streuobstwiese entlang des Nordufers am Isensees (eng angrenzend an das Eichenwäldchen) wurde vom Gartenbauverein Winhöring angelegte. Vor der Baumpflanzung war es „nur“ eine Grasfläche, die mehrmals jährlich dem Mähbalken gehorchen musste. Jetzt ist aus der Grasfläche eine Wiese geworden, ein kleines aber feines Biotop, das für Insekten und andere Tiere Lebensraum geworden ist.
Der Biber fand auch schon gefallen an den Obstbäumen. Hasendrahtgitter schützt die Stämme vor weiterem Verbiss. Wenn Bäume absterben bleiben sie stehen und bieten so für allerlei Getier auch als „Baumgerippe“ noch Lebensquell.
Es reifen auch Birnen, neben Apfelbäumen und ein Walnussbaum. Sie entfalten sich frei nach den Gesetzen der Natur, da keine Fruchtnutzung eine Optimierung des Baumwuchses gebietet. Zusammen mit den Büschen am Rande der Streuobstwiese bietet das Refugium im Frühjahr ein beeindruckendes Blütenmeer. Die Obstbäume laden im Herbst zum Verkosten ihrer Früchte ein.
Die Moll-Lacke (Moarlacka), eines der verbliebenen isolierten Altwasser des Inns und ein beschauliches Plätzchen. Sie wird gerne als Baggerweiher bezeichnet und liegt östlich von Winhöring, dort, wo sich die Isen in den Inn ergießt.
Der knapp 1 ha große, von hohen Bäumen umstandene „Klein-See“ wird gerne zu Badeausflügen angefahren. Badegäste sollten in Kauf nehmen, dass dort immer schon unsere „kläffenden“ Vierbeiner ihre Abkühlung bekamen.
Die Umrundung des Sees dauert eine Viertelstunde. Naturliebhaber können sich dort auch eine Stunde und mehr mit der Erkundung von Flora und Fauna beschäftigen.
Barsch, Hecht, Karpfen, Rotauge, Rotfeder und Schleie ziehen die Freunde des Angelsports an.
76 km hat die Isen an der Mündung in den Inn (bei Flusskilometer 92,5), seit ihrem Ursprung im Gemeindegebiet von Maitenbeth, (Lkr. Mühldorf am Inn) hinter sich gebracht. Gespeist von über 30 Zuflüssen prägt sie Kulturlandschaft als auch die Reste naturbelassener Auen-Landschaft Altbayerns (z.B. das Isental). Zwischen den beiden Weltkriegen wurde die Isen nach rein technischen, heute überholten Gesichtspunkten „ausgebaut“: begradigt, Mäanderbögen wurden zugeschüttet, nur wenige Altwässer blieben erhalten. Die im Gemeindegebiet Winhörings zur Regulierung des Flusses errichteten Verbauungen bekommen dem Fischbesatz nicht gut, denn die Fische können nicht mehr flussaufwärts ziehen.
Von Aufham bis zur Mündung leben in der Isen Aal, Bachforelle, Barbe, Kaulbarsch, Regenbogenforelle, Rotauge, Schleie, Wels, Barsch, Brassen, Döbel, Hecht, Karpfen, Nase und Zander.
Die Gewässergüte der Isen wird als mäßig bis kritisch belastet angegeben; sie fließt über weite Strecken durch intensiv landwirtschaftlich genutzte Gebiete.
Die Isen nach ökologischen Gesichtspunkten umzugestalten ist ein Zukunftsprojekt.
Auf dem 6 km langen Fuß-/Radweg von Aufham (mit seiner Sägemühle und der Abzweigung des Isenkanals im Westen Winhörings) bis zur Mündung der Isen in den Inn (im Süd-Osten Winhörings) kann auch die Ursprünglichkeit eines ehemals mäandernden Flusses an einigen Stellen erlebt werden.
Im Folgenden wird der Weg ab Aufham beschrieben:
Die Isen knickt hier im rechten Winkel ab und strebt eingedeicht auf den Inn zu. Vor über hundert Jahren ergoss sie sich in einem breiten Delta unterhalb des Inn-E-Werks in den Inn.
Der Isen-Stausee (von den Einheimischen kurz „Speichersee“ genannt) liegt am westlichen Ende von Winhöring. Den Zweck des 7 ha großen Sees verrät der Name. Ein 2,5 km langer Oberwasserkanal speist mit dem von der Isen in Aufham abgezweigten Wasser den Speichersee. Der Speichersee als Wasserpuffer lässt die Turbinen des Anfang der 1920er Jahre erbauten E-Werks dauerhaft’ übers Jahr Strom produzieren. Hat das Wasser seine Aufgabe erfüllt, fließt es über den Aubach dem Inn zu.
Lange Zeit war der Speichersee Badeanstalt. Aufgrund der mangelnden Wasserqualität ist Baden heute nicht erlaubt. Das hat der Beliebtheit des Spazierwegs um den See nicht geschadet. So manchen Angler freut es, wenn er sein Anglerlatein an die Leute bringen kann.
Die Jahreszeiten lassen den See in vielen Gesichtern erscheinen. Eine Streuobstwiese flankiert den See im Norden. Zur richtigen Jahres- und Tageszeit lassen sich Glühwürmchen und Fledermäuse erleben. Verschiedenste Wasservögel tummeln sich übers Jahr auf dem See. Scheint die Sonne, sieht man die mächtigen Karpfen, an der Seeoberfläche stehend, sich sonnen. Auch Biber wurden schon gesichtet.
Der Silbersee ist ein vom Inn abgeschnittener Altwasserarm. Eingezwängt zwischen Inn und Inndamm zieht er sich über eine Fläche von 2 ha in die Länge. Auwaldtypischer Bewuchs säumt seine Ufer. Er liegt im Südwesten von Winhöring.
Einheimische nutzen ihn gerne zum Schwimmen in den späten Nachmittagsstunden. Sein Nordufer lädt ein zum Verweilen und Sonnenbaden. Er kann nicht umwandert werden.
Barsch, Hecht, Karpfen, Schleie, Rotfeder und Rotauge finden in ihm ihren Lebensraum.
Vielleicht hat er seinen Namen von dem Funkeln, das einfallende Sonnenstrahlen und durchziehender Wind in die kleinen Wellen auf seiner Oberfläche zaubern.
Die Mündung der Isen in den Inn gibt einen weiten Blick frei.
Der Inn, 517 km lang, durchfließt 4 Länder, wird von über 20 Wasserkraftwerken genutzt und mündet in Passau in die Donau. Er ist einer der mächtigsten Alpenflüsse und der viertwasserreichste Fluss Deutschlands (in seinem Einzugsgebiet befinden sich über 800 Gletscher) und gehört zu den am besten regulierten Fließgewässern.
Ein paar hundert Meter weiter östlich, hinter der Innbrücke, ist der Inn zur Stromgewinnung aufgestaut. Vom anderen Ufer grüßt die Stadt Neuötting mit ihrer römisch-katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus (ein hochaufragender dominanter Backsteinbau, Baubeginn 1410, Fertigstellung 1492).
Etwa 1 km flussaufwärts hat sich mit dem „Nasenloch“ ein angebundener Altwasserarm des Inns erhalten. Ein spezielles Refugium sowohl mit Fließwasser als auch mit Stillwasser. Der Mündungsbereich zum Hauptstrom stellt einen wichtigen Übergangsbereich zwischen Fluss und Stillwasser dar. Der Name leitet sich von einem Fisch ab, der Nase, die früher im Inn in großen Schwärmen vorkam. Sie und andere Fischarten nutzen die wärmeren Nebenflussläufe als Laichgebiet. Mit den zahlreichen Staustufen wurde dieses ehemals einheitliche Biosystem unterbrochen. Um einer genetischen Verarmung entgegenzuwirken, wird z.B. in der Isen und am Nasenloch mit aufwändigen Besatzmaßnahmen Bestandsauffrischung betrieben, und das bereits seit rd. 20 Jahren.
0,3 ha klein wirkt der Weiher aus der Luft gesehen wie das i-Tüpfelchen auf dem Silbersee. Das vom Inn isolierte Altwasser ist nur an einer Stelle zugänglich, ansonsten von Gestrüpp, hohen alten Bäumen und Schilf umstanden. Im Sommer zieht er die Blicke auf seinen Seerosenbestand.
Wer Ruhe am Waldspitzsee findet, der gleitet ab in eine andere Welt. Die Sinne reisen an Orte der Phantasie, begleitet von den vielfältigen Tönen der umgebenden Natur.
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